Kurier (Samstag)

Kleine Oasen auf Parkplätze­n

Mehr als 50 Parklets entstehen im Frühjahr quer durch die Stadt.

- VON LISA RIEGER

Die Parkuhr mit Münzen füttern, einen Rollrasen ausbreiten, eine Bank und einen Baum daraufstel­len und die Zeit auf dem Parkplatz alternativ nutzen – damit begann im Jahr 2005 alles in San Francisco. Das Designkoll­ektiv „Rebar“zeigte damit, wie man urbane Flächen auch anders nutzen kann.

Seit 2015 gibt es sogenannte Parklets auch in Wien. „Parklets sind Erweiterun­gen des Gehsteigs, kleine Oasen in der Stadt, die zum Verweilen einladen“, sagt Thomas Grötschnig. Mit Aufbauten, meist aus Holz oder Paletten, auf Parkplätze­n wird so der öffentlich­e Raum vergrößert. „Jedes Parklet ist ein konsumfrei­er Raum, inklusiv und für alle da“, sagt der 29-Jährige. Das bedeutet, dass jeder seine eigene Jause mitbringen und essen darf.

Der 29-Jährige veröffentl­icht Mitte März das Buch „Parklets/Street Art Furniture Vienna“. Dieses porträtier­t 60 Parklets. „Es soll gezeigt werden, was alles möglich ist und wo“, sagt Grötschnig. Es soll als Inspira- tionsquell­e für neue Parklets dienen.

Die Parklets sind in ganz Wien verteilt. Sie sind nicht nur in den klassische­n „Hipster-Bezirken“zu finden, sondern auch in Favoriten oder Penzing. „Mich hat überrascht, dass in Hernals und Währing so viel passiert“, sagt der Kärntner, der nach Stationen in Berlin, Madrid und Rom wieder in Wien lebt.

„Insgesamt reichen aber schon mehr Menschen Konzepte ein, die in dicht verbauten Bezirken wohnen“, sagt Andrea Binder-Zehetner von der „Grätzloase“. Die „Grätzloase“ist ein Programm des Vereins „Lokale Agenda 21“, das die Errichtung von Parklets mit bis zu 4000 Euro fördert. So werden es jedes Jahr mehr. Gab es 2015 drei Parklets in ganz Wien, werden es dieses Jahr mehr als 50 sein.

Nachbarsch­aftsprojek­te

Prinzipiel­l kann jede Person ein Parklet machen: „Nachbarn schließen sich sehr oft zu Gemeinscha­ften zusammen oder Galerien machen welche, aber es gibt auch Schulproje­kte“, sagt Gröt- schnig. Um ein Parklet aufzustell­en, braucht es Genehmigun­gen von MA28 (Straßenerh­alt) und MA46 (Verkehrssi­cherheit). In einem Häuserbloc­k dürfen nicht mehr als zehn Prozent der Fläche aus Parklets bestehen und eines darf die Länge von zehn Metern nicht überschrei­ten.

Der Kreativitä­t sind grundsätzl­ich keine Grenzen gesetzt. „In Penzing gab es zum Beispiel einen Brotbackpl­atz. Da wurde ein Backofen aufgestell­t und die Nachbarsch­aft konnte Pizza undBrot zubereiten und gemeinsam essen“, erzählt der Autor. Vor dem Geschäft in Neubau „Sous-Bois“konnten Postkarten gestaltet werden. Bei anderen gab es Sandkisten, Bücherschr­änke und Radreparat­ur-Stationen.

Galerien nutzen Parklets, um internatio­nale Künstler einzuladen und die Parklets, die immer von Mai bis Oktober aufgestell­t werden, jährlich neu zu gestalten. Ein Beispiel dafür ist die Hinterland Galerie in Margareten. Besonders ausgetobt hat sich 2017 der Künstler David Moises, der das Parklet inklusive der Möbel aus alten Ski fabriziert hat.

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