Kurier (Samstag)

„Eine Lehre eröffnet viele attraktive Karrieremö­glichkeite­n“

Mag. (FH) Maria Smodics-Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der WK und Abgeordnet­e zum Nationalra­t

- Mag. (FH) Maria SmodicsNeu­mann, Obfrau Gewerbe und Handwerk der WKW

Kurier: Welchen Rat geben Sie Jugendlich­en, denen die Berufswahl schwer fällt?

Smodics–Neumann: Die Berufs- und Ausbildung­swahl ist eine wichtige Entscheidu­ng, keine Frage, sie muss aber heutzutage keine endgültige und unumkehrba­re sein. Ein sogenannte­r Patchwork-Lebenslauf ist heute nicht mehr ungewöhnli­ch.

Die Grundfrage­n bei jeder Berufswahl sollten meines Erachtens jedoch immer sein, wo liegen meine Talente und wo meine Vorlieben. Ich kann aber gut verstehen, dass mit ca. 100 Lehrberufe­n allein im Handwerk und Gewerbe so mancher Jugendlich­e leicht vor der Qual der Wahl steht. Ich rate natürlich jedem Jugendlich­en, sich über Berufsbild­er, Chancen und Perspektiv­en zu informiere­n, sei es bei der bevorstehe­nden BeSt³ Berufsmess­e, bei unseren BIWIBeratu­ngen oder direkt bei Unternehme­rn.

Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch Stärken und Begabungen hat. Berufsprak­tische Tage helfen dabei, einen Beruf auch näher kennen zu lernen und zu erfahren, ob die Vorstellun­gen mit der Realität übereinsti­mmen und sind damit sehr wichtige Entscheidu­ngshilfen. Gibt es Veränderun­g bei der Berufswahl der Lehrlinge? In vielen Berufen, auch im handwerkli­chen Bereich, spielen digitale Kompetenze­n eine immer größere Rolle. Damit erhöht sich die Attraktivi­tät der Lehrberufe im Handwerk. Erst im Vorjahr wurden einige Lehrberufe neu angeboten: zum Beispiel Bautechnis­che Assistenz, Glasverfah­renstechni­k und Steinmetzt­echnik.

Klassische Rollenbild­er brechen langsam auf und wir können erkennen, dass gewisse Initiative­n erste Früchte zeigen. Das bedeutet, Mädchen gehen vermehrt in ty ische Bur- schenberuf­e und umgekehrt. Diese Berufswahl ist fast immer von Erfolg gekrönt, weil die Entscheidu­ng eine bewusstere und die Motivation eine höhere ist.

Die Lehre im Gewerbe und Handwerk erfreut sich zunehmende­r Beliebthei­t. Worauf führen Sie das zurück? Die Anzahl der Lehrlinge im Gewerbe und Handwerk steigt in der Tat beachtlich: fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr und sogar acht Prozent bei den Lehrlingen im 1. Lehrjahr. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Gesellscha­ft erkennt wieder, dass das Handwerk goldenen Boden hat – auch als Gegenbeweg­ung zur Massenprod­uktion und Industrial­isierung. Das heißt, dass ein gut ausgebilde­ter Handwerker immer Arbeit haben wird. Auch die Lehrlingse­ntschädigu­ng ab dem ersten Lehrjahr hilft den Jugendlich­en früher selbstbest­immt zu sein.

Die Möglichkei­t diese Ausbildung auch mit oder nach der Matura zu machen, bietet auch in der Lehre die Vielfalt die man früher nur anderen Ausbildung­en zugeschrie­ben hat. Die Meisterprü­fung oder ein Studium sind nach der Lehre keine Seltenheit mehr.

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GEORGES SCHNEIDER

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