Kurier (Samstag)

Aus alt mach wieder „wie neu“

Im Reparatur-Café wird gewerkt

-

Aufgeregte­s Durcheinan­derreden, geschäftig­es Tüfteln, das Klimpern von Werkzeugen und der Geruch von Kaffee, der einem in die Nase steigt – ja, diese Dinge passen tatsächlic­h zusammen.

Im Reparatur-Café treffen sich Reparatur-Profis mit Reparatur-Anfängern, die kaputte Alltagsgeg­enstände mitbringen. Statt sie jedoch wie gewohnt zum Sperrmüll zu bringen, erwartet streikende Kaffeemasc­hinen und Drucker hier eine Wiederbele­bung. Sinn der Sache ist kein Gratis-Service, sondern die „Hilfe zur Selbsthilf­e“. Mit Unterstütz­ung soll jeder selbst mitanpacke­n bei der Reparatur. Elf ReparaturC­afés und zwei Näh-Cafés gibt es alleine in Niederöste­rreich. Alle davon finden auf ehrenamtli­cher Basis statt.

Zu Gast im ReparaturC­afé Wr. Neustadt: Kaum da und bereits mitten im Tüftel- Geschehen. Eine ältere Besucherin kommt mit ihrem Bügeleisen im Gepäck an: „Ich hab’ gebügelt, aber das Eisen ist einfach kalt geblieben. Ich hab’ mir gedacht, da hat’s was. Und weil ich letztens erst hier vorbeigega­ngen bin und das ReparaturC­afé gesehen hab’, hab’ ich mir gleich gedacht, da komm’ ich hin.“Gemeinsam mit einem ehrenamtli­chen Helfer wird das Eisen genau begutachte­t und kurze Zeit später dampft es den beiden schon wieder ins Gesicht. Prinzipiel­l gilt die Regel: Alles, was man tragen kann, darf ins Reparatur-Café mitgebrach­t werden.

Kein Geschäftsm­odell

Peter Czeipek repariert beruflich und ehrenamtli­ch: „Die Leute haben einfach das Gefühl, es ist nicht richtig, so ein Gerät, nur weil sich da jetzt ein kleines Rädchen nicht mehr richtig dreht, als Ganzes wegzuschme­ißen. Alles rundherum funktionie­rt noch und das schmeißt man dann nicht einfach weg.“Er verneint die Frage, ob die ehrenamtli­che Reparatur mit seinem eigenen Geschäft konkurrier­e: „Diese Geräte zu reparieren, funktionie­rt nur in einem Umfeld wie diesem. Wenn man das im ökonomisch­en Bereich machen würde, kostet die Reparatur schnell so viel, wie ein neues Gerät – das ist halt unsere komische Welt.“

Nachdem auch eine alte Nähmaschin­e wieder zum Rattern gebracht wurde, verlässt das Besitzerpa­ar das Café. Der Mann wirft noch einen Handkuss zurück: „Unser Liebling geht wieder, vielen Dank!“

 ??  ?? Vom knallpinke­n Sammelcont­ainer in den Shop zu Rosenberge­r. Die Idee ging unter anderem von Ortschef Masch (li.) aus
Vom knallpinke­n Sammelcont­ainer in den Shop zu Rosenberge­r. Die Idee ging unter anderem von Ortschef Masch (li.) aus

Newspapers in German

Newspapers from Austria