Suchtexpertin: „Man ist des Alltags enthoben“
Univ.-Prof. Gabriele Fischer, MedUni Wien, über die Tücken des Alkoholkonsums
KURIER: Was macht denn so begehrlich? Univ.-Prof. Gabriele Alkohol Fischer:
Der Mensch war dem Alkohol schon immer zugetan. Er hat etwas Aphrodisierendes und wird als entspannend, entrückend und belustigend empfunden. Als Betäubungsmittel erzeugt er Distanz. Auf den Fasching umgelegt: Man tanzt berauscht durch die Ballnacht, ist des Alltags ent- hoben, wird enthemmter und entrückt der Realität.
Gehört das „Schwipserl“oder gar der Rausch irgendwie zu unserem Leben?
Da muss man aufpassen. Es gehört durchaus zum Erwachsenwerden, dass man einmal über den Durst trinkt, über die Grenzen geht, experimentiert. Der Punkt ist jedoch, dass die Menschen den Alkoholkonsum allgemein verharmlosen und sagen, ein Rausch ist generell nichts Dramatisches. Häufige und starke Alkoholisierung führt allerdings zu Stoffwechselstörungen, das ist schädigend. Was man ja auch beim Kater an den typischen Symptomen merkt.
In Österreich ist der Umgang mit Alkohol problematisch ...
Ja, der Genuss von Alkohol wird hierzulande traditionell verharmlost, das ist unsere Mentalität. Umso mehr muss man mit diesem Thema achtsam umgehen, auch wenn es dann immer heißt, die persönliche Freiheit würde eingeschränkt. Es geht einfach darum, den Hausverstand einzusetzen. Weil es wichtig ist, dass es beim kontrollierten Konsum bleibt.