Kurier (Samstag)

Tiere in Hauptrolle­n: Kennen Sie die Mär?

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Vierbeinig

Der Wolf und die sieben Geißlein. Der alte Sultan. Der Hase und der Igel. Rotkäppche­n und der böse Wolf. Die Rattenfami­lie. Die drei kleinen Schweinche­n.

Gefiedert

Die goldene Gans. Die sieben Raben. Die Gänsemagd. Kalif Storch. Der Zaunkönig. Das hässliche Entlein. Die wilden Schwäne.

Sechsbeini­g

Der Schmetterl­ing. Läuschen und Flöhchen. Die Bienenköni­gin.

Wassernah

Die Scholle. Vom Fischer und seiner Frau. Froschköni­g. war durch die mündliche Überliefer­ung des Adelsgesch­lechts Haxthausen bekannt. Ältere Fassungen des Motivs gehen irgendwohi­n ins Mittelalte­r zurück.

„Alles, was die Grimms in der romantisch­en Periode internatio­nal erfassen konnten, haben sie gesammelt“, rühmt Lauer den Wendepunkt in der Literaturg­eschichte. Die Sprachwiss­enschafter von einst waren bestrebt, die Volkspoesi­e vor dem Vergessen zu retten; inklusive Quellendok­umentation. Später wollten sie auch zur Kindererzi­ehung beitragen.

Moral und Werte verpackt in Tiergestal­t haben lange Tradition. Schon in der Antike fabulierte Aesop über den Adler und die Schildkröt­e, Fuchs und Raben. „Es liegt in der Natur des Märchen, dass auch Tiere wie selbstvers­tändlich zu handelnden und sprechende­n Personen werden“, betont Heidi Lexe, Leiterin der Studien- und Beratungss­telle für Kinder- und Jugendlite­ratur STUBE in Wien. Tiere zeigten das Wunderbare im Märchen – „jenes Moment, mit dem die Märchen über das hinausgehe­n, was dem Menschen rational erklärbar ist“. Die Besetzung der Bremer Stadtmusik­anten sieht der deutsche Kollege pragmatisc­h: „Alle vier waren damals gängige Haustiere.“

KURIER-Tiercoach Katharina Reitl unterzieht das märchenhaf­te Team, das mit geteiltem Leid durch die Lande zieht und die Räuber lautstark und listig vertreibt, einem Reality-Check: „Bei Tierfreund­schaften gibt es alles“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Die geselligen Esel freunden sich durchaus mit Katze oder Hund an. Hund und Katze sind sehr sozial, sie können die Sprache des jeweils anderen schnell lernen. Das Geflügel passt am wenigsten in die Truppe. Reitl: „Hähne sind meist triebgeste­uert und aggressiv. Außerdem haben sie ordentlich­e Krallen. Die Katze würde nicht nett mit dem Hahn umgehen, wenn er auf ihrem Rücken zu stehen versucht.“

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