Kurier (Samstag)

Beim Flirten sollte man niemals die Hui-Männer erwähnen

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würde stärker werden. Mann muss das verhindern. Rasch verließ sie das Café. 40 Jahre später hält sie fest: „Wenn er den Mund gehalten hätte, wäre ich vielleicht wegen dieser hinreißend­en Zähne mit ihm ins Bett gehüpft.“

Der zweite Mann, der mit ihr in Kontakt trat, hielt sie auf der Straße an. Er wollte jedoch nicht nach dem Weg fragen, sondern schimpfte sie, einfach so, „widerliche Schlampe“.

Falsche Männer (und Frauen) gibt es außerhalb und innerhalb der Literatur.

Lauschangr­iff

Tagebuchei­ntragungen und Zeichnunge­n sowie Versuche, ihren alten Roman zu schreiben, helfen der Erinnerung auf die Sprünge.

„Damals“ist das Porträt einer Künstlerin als junge Frau, die auf Männer schaut, die auf Frauen schauen. Und die horcht ...

Siri belauschte ihre ältere Wohnungsna­chbarin Lucy. Sie setzt deshalb sogar ein altes Stethoskop an die Wand. Lucy redet mit sich selbst, manchmal mit verstellte­r tiefer Stimme. 100 Mal sagt sie „bin traurig“und „Für mich ist er tot, tot“.

Aus ihren Monologen könnte sich ergeben: Lucys Tochter fiel aus dem Fenster. Ein Unfall? Mord? Misshandel­te sie der Ehemann?

Wird Lucy die Heldin, die Siri Hustvedt suchte?

Noch etwas ist „Damals“: Ein Aufbegehre­n gegen das Bedauern, etwas nicht gemacht, nie geschriebe­n, nicht gesagt zu haben

Siri Hustvedt gab dem Erinnern Raum, um die Person zu verdrängen, die einst von einem Dichter die Namen „Könnte-gewesen-sein“und „Nie-mehr. Zu spät. Lebwohl“bekommen hatte.

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