Kurier (Samstag)

ÖBB kämpfen um mehr Pünktlichk­eit

Pendler-Züge. Neue Garnituren und Technik gegen Verzögerun­gen, das Land NÖ fordert zusätzlich­e Route

- VON JOHANNES WEICHHART

Für die Wiener Feuerwehr war es ein Routineein­satz, als im vergangene­n Jahr ein Lastwagen in der Durchfahrt zwischen Kirchfeldg­asse und Wundtgasse stecken blieb. Doch für Zigtausend­e Reisende und Pendler wurden die Folgen des Unfalls zur Nervenprob­e. Die Unachtsamk­eit des Lenkers sorgte für Dutzende Zugausfäll­e, im Nah- und Fernverkeh­r wurden insgesamt 1589 Verspätung­sminuten registrier­t – ein großes Ärgernis.

Die Bundesbahn­en wissen: Kein Thema bewegt Passagiere mehr als die Pünktlichk­eit. Doch gerade auf einer der wichtigste­n Verbindung­en, der Stammstrec­ke zwischen Floridsdor­f und Meidling, auf der die meis- ten Pendler aus Niederöste­rreich unterwegs sind, kommt es immer wieder zu Wartezeite­n und Verzögerun­gen. Mit 94,3 Prozent verfehlte die Bahn im Jahr 2018 ihre Pünktlichk­eitsziele. Vertraglic­h festgelegt ist mit Land NÖ aber, dass der Anteil an pünktliche­n Zügen bei 95 Prozent liegen muss. „Das ist nicht akzeptabel“, betont nö. Verkehrsla­ndesrat Ludwig Schleritzk­o. Er verweist darauf, dass in der gesamten Ostregion und in Niederöste­rreich das Ziel aber erreicht worden sei.

Maßnahmen

Bei den ÖBB will man das Problem nicht kleinreden, die Gründe dafür seien aber mannigfalt­ig. Zum einen sei die Zahl der Fahrgäste weiter im Steigen begriffen, sagt ÖBBRegiona­lmanager Michael Elsner. „Auf der Wiener Schnellbah­nstrecke können maximal 20 Züge pro Stunde unterwegs sein, jetzt sind es schon 19.“Kleinere Zwischenfä­lle können so oft weitreiche­nde Folgen auf mehrere Strecken haben.

Dazu kommt, dass noch immer viele alte, störungsan­fällige Fahrzeuge auf dem Abschnitt unterwegs sind. 108 Cityjets und 66 Garnituren der 4020-Serie (Baujahr 1978 bis 1987) stehen derzeit im Einsatz, ab Dezember sollen es nur mehr 38 alte Garnituren sein. 24 weitere Cityjets werden derzeit angeschaff­t und ab 2020 eingesetzt.

Laut Elsner wird auch an der Türtechnik gefeilt, die künftig ein schnellere­s Schließen ermögliche­n soll. Außerdem werden auf der S7 ab 6. Mai weitere Lokführer aufgeboten, um das Wenden am Bahnhof Wien-Flughafen rascher zu ermögliche­n. An diesem Tag soll auch eine „Blaulichtg­arnitur“den Betrieb starten, die in Liesing und Floridsdor­f bei Störungen rasch zum Einsatz kommen soll.

Neue Strecke

Allerdings können dies nur vorübergeh­ende Lösungen sein. Denn angesichts der steigenden Fahrgastza­hlen fordert Schleritzk­o einmal mehr ein Infrastruk­turpaket für die Ostregion. Sein Ziel ist eine zusätzlich­e Stammstrec­ke für Wien. „Ein Projekt, das zwischen 1,5 und 2 Milliarden Euro kosten würde“, sagt der ÖVP-Politiker.

Wolfgang Schroll vom Verkehrsbu­nd Ost-Region (VOR) unterstütz­t diesen Vorschlag. Gedankensp­iele, so Schroll, gebe es schon. Bei der Linienführ­ung denke er an eine Untertunne­lungsvaria­nte aus Nordwesten Richtung Osten, etwa von der Franz-Josefs-Bahn Richtung Flughafens­chnellbahn. „Die Verspätung­sthematik ist für uns sehr unangenehm, weil das Image des gesamten öffentlich­en Verkehr leidet“, sagt der VOR-Manager.

„Um mehr Angebote zu ermögliche­n, brauchen wir eine neue Stammstrec­ke durch Wien.“Ludwig Schleritzk­o Landesrat NÖ

„Alte Fahrzeuge sind störungsan­fälliger, neue Garnituren werden derzeit angeschaff­t.“Michael Elsner ÖBB-Regionalma­nager

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Wohin geht die Reise? Niederöste­rreich will eine zusätzlich­e Stammstrec­ke durch Wien, etwa aus Nordwesten Richtung Osten. Das Projekt könnte bis zu zwei Milliarden Euro kosten
 ??  ?? Zug verspätet: Auf der Stammstrec­ke in Wien verfehlten die ÖBB im Vorjahr ihr Ziele in Sachen Pünktlichk­eit
Zug verspätet: Auf der Stammstrec­ke in Wien verfehlten die ÖBB im Vorjahr ihr Ziele in Sachen Pünktlichk­eit
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