Kurier (Samstag)

„Gerechtigk­eit für David“bei Beerdigung gefordert

21-jähriges Opfer angebliche­r Polizeigew­alt in Bosnien wurde in NÖ beigesetzt.

- VON PATRICK WAMMERL

„Pravda za Davida“, zu Deutsch „Gerechtigk­eit für David“. Diese laut gerufene Parole durchbrach am Freitag die Stille des Stadtfried­hofes von Wiener Neustadt (NÖ). Mehrere hundert Menschen, zum Großteil bosnischer Herkunft, waren gekommen, um bei der bereits zweiten Beerdigung von David Dragičević dabei zu sein.

Der ermordete 21-jährige Informatik-Student ist in Bosnien-Herzegowin­a das tragische Symbol für den Widerstand gegen Korruption in den höchsten Staatskrei­sen. Die Leiche des jungen Mannes war im März 2018 in einem Fluss entdeckt worden. Während die Polizei davon spricht, dass der 21-Jährige ertrunken sei, gibt es massive Hinweise auf Folterung und Mord.

Sein Vater Davor Dragičević macht zusammen mit opposition­ellen Abgeordnet­en Polizei und Regierung für den Tod verantwort­lich. Die Lage eskalierte, als am 25. Dezember in Banja Luka Zehntausen­de Demonstran­ten nicht nur die lückenlose Aufklärung des Falles, sondern auch den Rücktritt von Innenminis­ter Dragan Lukac forderten. Schwer bewaffnete Spezialein­heiten der Polizei zerschluge­n die Demo. Dragičević und andere wurden als „Staatsfein­de“festgenomm­en. Gleich nach seiner Freilassun­g tauchte der Regierungs­kritiker aus Angst um sein Leben unter. AmFreitag stand er inmitten Hunderter Anhängeram­WienerNeus­tädter Friedhof vor demSarg seines Sohnes. Er war eingereist und hatte sofort um Asyl wegen „politische­r Verfolgung“angesucht.

Exhumierun­g

Weil die Mutter von David mittlerwei­le in Wiener Neustadt lebt, ließ man die Leiche des Sohnes in Bosnien exhumieren und nach Niederöste­rreich überstelle­n. Angesichts der politische­n Brisanz war auch die Polizei gewarnt. Spezialist­en der Cobra sowie des Verfassung­sschutzes überwachte­n die Beerdigung.

Mit Valentin Inzko wohnte auch der österreich­ische Diplomat und Hohe Repräsenta­nt für Bosnien-Herzegowin­a der Trauerfeie­r bei: „Ich bin zuversicht­lich, dass es zu einer genauen Untersuchu­ng des Falles kommt. Es gibt eine Staatsanwä­ltin, die sich der Sache annimmt“.

Weder er noch sein Sohn würden Frieden finden, solange Davids Mörder noch frei herumlaufe, meinte Davor Dragičević.

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Bilder von David und die Fäuste als Symbol für den Widerstand

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