Kurier (Samstag)

Altes Korn, frisches Brot

Wieso ganz ursprüngli­che Getreideso­rten gerade wieder entdeckt werden

- VON BENJAMIN KOFFU

Es ist definitiv der Geschmack. Peter Oberngrube­r muss nicht lange überlegen, bevor er antwortet. Der Schlägler Bioroggen, sagt der Bäckermeis­ter, sei unglaublic­h aromatisch. Er hat eine leicht süßliche Note, schmeckt dabei nussig und herzhaft. Das ist das Besondere.

Peter Oberngrube­r bäckt und experiment­iert seit Jahren in seiner Bäckerei in Rohrbach mit der alten Getreideso­rte, die in der Gegend um den kleinen Ort Schlägl angebaut wird. Der Schlägler Bioroggen hat sich bestens an die Bedingunge­n und das raue Klima im Oberen Mühlvierte­l angepasst. Trotzdem wäre er, wie andere alte Getreideso­rten in Österreich, fast in Vergessenh­eit geraten. Aber das war einmal.

Heute, sagt Peter Oberngrube­r, wachse die Nachfrage stetig. Das hat einerseits mit dem Geschmack zu tun, siehe oben – aber eben auch mit einem größeren Trend. Viele Regionen entdecken seit einiger Zeit wieder, was sie eigentlich besonders macht: ihre Regionalit­ät nämlich. Und viele Konsumente­n erkennen, was ihr Essen besonders macht: gute Qualität. Für ein so wichtiges Lebensmitt­el wie Brot gilt das umso mehr.

Seit 2016 nimmt sich in Wien das Brotfestiv­al Kruste & Krume des Themas an und geht der Frage nach, was gutes Brot ausmacht.

Eine Antwort darauf gibt das Festival, das die Autorin und Journalist­in Barb·ara van Melle leitet, heuer mit einer neuen Idee. Weil in gutem Brot mehr steckt als Backkunst, präsentier­en sich einzelne Regionen bei Kruste & Krume diesmal als Brot-Ländereien.

Ein Fest für gutes Brot

Dabei treten Bäcker etwa gemeinsam mit Landwirten und Müllern auf, um zu zeigen, was alles stimmen muss, damit die Qualität eines Brotes stimmt. Die Brot-Ländereien kommen aus den unterschie­dlichsten Ecken zum Festival am 23. März – aus der Wachau, dem Südburgenl­and, der Oststeierm­ark und Tirol zum Beispiel aber auch aus Italien, Polen und der Slowakei.

Peter Oberngrube­r wird das Mühlvierte­l vertreten und nicht nur Brot aus dem Schlägler Bioroggen anbieten sondern unter anderem auch ein Roggenbier aus Schlägl.

Für den Bäckermeis­ter Simon Wöckl, der Kruste & Krume mit Barbara van Melle organisier­t, ist die Arbeit mit alten Getreideso­rten auch eine Art Suche: Nach dem, wie Brot schmeckte, bevor Getreideso­rten vor allem große Erträge liefern sollten. „Österreich“, sagt Wöckl, „hat eine sehr vielfältig­e Brotkultur, allerdings ist einiges verloren gegangen.“Zu den Sorten, mit denen er arbeitet, gehören der Lungauer Tauernrogg­en, der auf über 1.000 Meter Seehöhe wächst und das Waldstaude­korn, das schokoladi­g und nach Honig schmeckt. Bei Kruste & Krume gibt es Brote aus diesen und weiteren alten Getreidear­ten. Was die Arbeit mit ihnen so besonders macht?

„Sie haben viel mehr Eigenleben, es ist darum nicht einfach mit ihnen zu backen“, sagt Simon Wöckl. Am Ende bekomme man aber viel mehr zurück: mehr Aromen, Geschmack und Vielfalt.

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Der Lungauer Tauernrogg­en wächst auf über 1.000 Metern Seehöhe und hat sich perfekt an das Klima der Alpen angepasst – und das schmeckt man auch
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Linkes Bild: Bäcker Peter Oberngrube­r beim Müller. Rechts: ein Brot aus Waldstaude­korn
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