Ausdauersport hält die Zellen frisch
Verjüngt. Bewegung kann Altersvorgänge verlangsamen. Und schon 20-Jährige verbessern ihre Hirnleistung
Ist Ausdauertraining der Schlüssel für ein langes Leben in Gesundheit? Zumindest kann es ein wichtiger Faktor dabei sein, wenn man sich die Ergebnisse einer Untersuchung von Kardiologen des Uni-Klinikums Leipzig ansieht: Denn durch regelmäßiges Ausdauertraining lassen sich die sogenannten Telomere in den Zellkernen verlängern. Und deren Länge spielt eine große Rolle im Alterungsprozess.
Die Telomere sind die Endabschnitte der Chromosomen. Sie wirken wie eine Schutzkappe, die verhindert, dass wichtige Erbinformationen bei der Zellteilung verloren gehen. Allerdings werden sie bei jeder Zellteilung kürzer. Sind sind aufgebraucht, kann sich die Zelle nicht mehr teilen. Das Enzym Telomerase aber kann die Telomere verlängern – und so möglicherweise Alterungsprozesse verlangsamen.
Reserven vergrößert
An der Studie nahmen 266 Erwachsene im Alter von etwa 50 Jahren teil. Sie waren gesund, aber unsportlich. Mit Ausnahme einer weitgehend inaktiven Kontrollgruppe nahmen sie an unterschiedli- chen Trainingsprogrammen teil. Krafttraining zeigte keinen Effekt. Die Länge der Telomere hatte in gleicher Weise abgenommen wie bei der Gruppe ohne Sport. Ausdauersport und Intervalltraining (45 Minuten, drei Mal pro Woche) hatten die Telomere dagegen um 3,3 bis 3,5 Prozent verlängert. „Hier wurden gewissermaßen die Reserven gegen eine vorzeitige Alterung vergrößert“, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. „Die Aktivität der Telo- merase, die für die Verlängerung zuständig ist, hatte sich durch Ausdauersport und Intervalltraining verdoppelt.“
„Wir konnten anhand von Blutzellen belegen, dass Ausdauertrainingsarten wichtige Regulatoren der Zellalterung günstig beeinflussten“, sagte der Kardiologe und Studienleiter Ulrich Laufs.
Auch andere Forscher fanden Zusammenhänge zwischen der Telomerlänge und dem Bewegungsausmaß. 2017 befragte Larry Tucker von der Brigham Young University (Utah, USA) mit seinem Team 5800 Menschen über ihre körperliche Aktivität in den vergangenen 30 Tagen. Die kürzesten Telomere hatten jene mit einem sitzenden Lebensstil. Die längsten jene, die fünf Mal in der Woche 30 Minuten (Frauen) oder 40 Minuten (Männer) joggten.
Neun Jahre jünger
Der Unterschied in der Telomerlänge zwischen beiden Gruppen entsprach einem Unterschied im biologischen Alter von neun Jahren. Die Vielsportler hatten sich, zumindest was ihre Chromosomenkappen betrifft, umneun Jahre verjüngt.
Noch größere Unterschiede fanden übrigens Forscher der Duke-Universität in den USA: Sie untersuchten bei rund 1.000 38-Jährigen u. a. anhand der Telomerlänge (aber auch der Herzfitness, der Nieren- und Lungenfunktion) deren biologisches Alter. Die meisten alterten pro Kalenderjahr biologisch ein Jahr, manche aber auch drei Jahre und manche weniger als ein Jahr. Dadurch gab es 38-Jährige, mit einem biologischen Alter von unter 30 – und auch solche mit 60 und mehr Jahren.