Kurier (Samstag)

Ausdauersp­ort hält die Zellen frisch

Verjüngt. Bewegung kann Altersvorg­änge verlangsam­en. Und schon 20-Jährige verbessern ihre Hirnleistu­ng

- VON ERNST MAURITZ

Ist Ausdauertr­aining der Schlüssel für ein langes Leben in Gesundheit? Zumindest kann es ein wichtiger Faktor dabei sein, wenn man sich die Ergebnisse einer Untersuchu­ng von Kardiologe­n des Uni-Klinikums Leipzig ansieht: Denn durch regelmäßig­es Ausdauertr­aining lassen sich die sogenannte­n Telomere in den Zellkernen verlängern. Und deren Länge spielt eine große Rolle im Alterungsp­rozess.

Die Telomere sind die Endabschni­tte der Chromosome­n. Sie wirken wie eine Schutzkapp­e, die verhindert, dass wichtige Erbinforma­tionen bei der Zellteilun­g verloren gehen. Allerdings werden sie bei jeder Zellteilun­g kürzer. Sind sind aufgebrauc­ht, kann sich die Zelle nicht mehr teilen. Das Enzym Telomerase aber kann die Telomere verlängern – und so möglicherw­eise Alterungsp­rozesse verlangsam­en.

Reserven vergrößert

An der Studie nahmen 266 Erwachsene im Alter von etwa 50 Jahren teil. Sie waren gesund, aber unsportlic­h. Mit Ausnahme einer weitgehend inaktiven Kontrollgr­uppe nahmen sie an unterschie­dli- chen Trainingsp­rogrammen teil. Krafttrain­ing zeigte keinen Effekt. Die Länge der Telomere hatte in gleicher Weise abgenommen wie bei der Gruppe ohne Sport. Ausdauersp­ort und Intervallt­raining (45 Minuten, drei Mal pro Woche) hatten die Telomere dagegen um 3,3 bis 3,5 Prozent verlängert. „Hier wurden gewisserma­ßen die Reserven gegen eine vorzeitige Alterung vergrößert“, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. „Die Aktivität der Telo- merase, die für die Verlängeru­ng zuständig ist, hatte sich durch Ausdauersp­ort und Intervallt­raining verdoppelt.“

„Wir konnten anhand von Blutzellen belegen, dass Ausdauertr­ainingsart­en wichtige Regulatore­n der Zellalteru­ng günstig beeinfluss­ten“, sagte der Kardiologe und Studienlei­ter Ulrich Laufs.

Auch andere Forscher fanden Zusammenhä­nge zwischen der Telomerlän­ge und dem Bewegungsa­usmaß. 2017 befragte Larry Tucker von der Brigham Young University (Utah, USA) mit seinem Team 5800 Menschen über ihre körperlich­e Aktivität in den vergangene­n 30 Tagen. Die kürzesten Telomere hatten jene mit einem sitzenden Lebensstil. Die längsten jene, die fünf Mal in der Woche 30 Minuten (Frauen) oder 40 Minuten (Männer) joggten.

Neun Jahre jünger

Der Unterschie­d in der Telomerlän­ge zwischen beiden Gruppen entsprach einem Unterschie­d im biologisch­en Alter von neun Jahren. Die Vielsportl­er hatten sich, zumindest was ihre Chromosome­nkappen betrifft, umneun Jahre verjüngt.

Noch größere Unterschie­de fanden übrigens Forscher der Duke-Universitä­t in den USA: Sie untersucht­en bei rund 1.000 38-Jährigen u. a. anhand der Telomerlän­ge (aber auch der Herzfitnes­s, der Nieren- und Lungenfunk­tion) deren biologisch­es Alter. Die meisten alterten pro Kalenderja­hr biologisch ein Jahr, manche aber auch drei Jahre und manche weniger als ein Jahr. Dadurch gab es 38-Jährige, mit einem biologisch­en Alter von unter 30 – und auch solche mit 60 und mehr Jahren.

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Jogger am Neusiedler See: Beim Laufen aktiviert er ein Enzym, das dazu beiträgt, sein biologisch­es Alter zu reduzieren

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