„Her-bert!“ist das neue „Ha-Ce!“
Schlecht besuchtes Wahlkampffinale der Freiheitlichen mit Kickl als neuem Star
Wenn die Besucherdichte bei der Abschlusskundgebung ein Indikator für die Wahl ist, dann droht der FPÖ am Sonntag ein blaues Wunder. Standen in früheren Jahren beim Wahlkampffinale am Viktor-Adler-Markt die freiheitlichen Anhänger dicht gedrängt, war an diesem Freitag der Platz in Wien-Favoriten gerade einmal zu einem Drittel gefüllt.
Die Blauen, die trotz der Ibiza-Affäre gekommen sind, folgten der Losung, die Herbert Kickl ausgegeben hat: „Jetzt erst recht!“Er ist der neue Star im freiheitlichen Lager. Wo bis vor Kurzem „Ha-Ce! Ha-Ce!“skandiert wurde, heißt es jetzt „Her-bert! Her-bert!“
Was den langjährigen Parteichef Heinz-Christian Strache und dessen unrühmliche Rolle in der Ibiza-Affäre angeht, schwanken die blauen Anhänger zwischen „war halt betrunken, da macht man Blödsinn“(sagt FPÖWählerin Michaela) und wilden Verschwörungstheorien: „Das war alles geplant und gesteuert. Wir wurden den anderen Parteien zu mächtig“, sagt Friedrich (37). Selbst EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky ortet „linke Netzwerke“hinter dem „politischen Meuchelangriff“.
Was Kanzler Kurz angeht, schwankt das das blaue Fußvolk. Manche finden ihn „richtig gut“. Die meisten stehen zwischen „fürs Land wär’s besser, wenn Kurz bleibt“, wie die 21-jährige Melanie, und „Kurz muss weg, aber 100 Prozent“, wie der Enddreißiger Philip meint. Bemerkbar machten sich freilich nur letztere mit „Kurz-muss-weg!“-Rufen.
Einig ist man sich, dass Kurz’ Forderung nach dem Rücktritt Kickls ein absolutes No-Go war. Der ist weit mehr umjubelt an diesem Nachmittag als EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky und Norbert Hofer. Dieser wirkte mit seiner unaufgeregten Art geradezu brav verglichen mit Kickl. Der war als Einpeitscher im Wahlkampffinale ganz in seinem Element und prangerte das „schwarze Machtkartell“in der FPÖ-losen Regierung an.
Wirbel um Hitler-Sager
Hofer sorgte nur einmal für Aufregung, als er SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder mit Hitler verglich. Er sagt: „Schieder hat uns als Parasiten bezeichnet. Wisst ihr, wer als letztes Menschen als Bazillus bezeichnet hat? Adolf Hitler die Juden. Was glaubt ihr wäre losgewesen, wenn das einer von uns gesagt hätte.“
Die SPÖ reagierte noch am selben Abend und forderte eine Entschuldigung von Hofer. Für SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda war das eine „Entgleisung“.