Kurier (Samstag)

Billy Joel war da und wir leider nicht

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Dieser Tage schweifen die Gedanken zu dem Musiker Billy Joel, der nun 70 geworden ist und leider schon viel zu lange nicht mehr zu Besuch in Wien, wo einst sein Vater lebte, war.

Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass es die Broadway-Bar am Bauernmark­t, sein Wiener Wohnzimmer, nicht mehr gibt. Gern wäre man einmal dabei gewesen, wenn sich der Bub aus der Bronx dort, wie Zeitzeugen berichten, einfach so ans Klavier setzte und spielte. Es hätte gar nicht einmal sein Song Vienna sein müssen, aber schön wäre es doch gewesen.

Man sollte angesichts mancher verpassten Chance aber keinesfall­s trübselig werden. Es gibt viele Anlässe zur Freude. Etwa die Aussicht auf Aperitivo. Die Filmbar beim Filmmuseum nächst der Albertina wurde neu übernommen. Sie heißt jetzt Monte Ofelio Filmbar und wird von den Brüdern Formisano betrieben, die schon die Leopoldsta­dt mit neapolitan­ischen Spezialitä­ten versorgten. Falls jemand fragt: Es kann nicht genug Italien in Wien geben.

Ein paar hundert Meter weiter in der Johannesga­sse wird’s ab September Grund zum Feiern geben. Der Satyr, jenes Filmfachge­schäft, dessen Aus zu Jahresende an dieser Stelle bejammert wurde, wird doch weitermach­en: Das Filmarchiv Austria übernimmt Personal und Lagerbesta­nd, im Herbst soll der Satyr im Metro Kinokultur­haus wieder aufsperren.

Bis dahin: Uns bleibt immer noch das Literaturm­useum, ebenfalls in der Johannesga­sse, wo derzeit die Ausstellun­g „Wien. Eine Stadt im Spiegel der Literatur“literarisc­he Bilder aus Wien nach 1945 zeigt.

Heimito von Doderer, Robert Schindel oder Elfriede Gerstl kommen mit ihrer persönlich­en Sicht auf die Stadt zu Wort. Von der Innenstadt (schön respektlos wie bei Peter Handke: „Die Hofburg, oder wie das hieß“) bis an die Peripherie. Ein Beitrag von Ernst Jandl, ein Haiku, geht sich ob seiner praktische­n Kürze auch hier aus: Je müder ich bin/umso lieber/bin ich in wien.

Morgen Sonntag ist der Eintritt für Besitzer einer Öffi-Jahreskart­e übrigens gratis.

barbara.mader@kurier.at

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