Kurier (Samstag)

„Die, die uns kennen, lieben uns“

Roland Liebscher-Bracht über seine Ausbildung und die Grenzen der Behandlung

- – LAILA DANESHMAND­I

KURIER: Zu Ihren Vorträgen kommen auch Ärzte und Physiother­apeuten mit einer fundierten Ausbildung – die Sie ja nicht haben… warum? Roland Liebscher-Bracht:

Ich gehe völlig anders vor. Diese Fachexpert­en wissen im Grunde genommen viel mehr als ich. Nur habe ich meine Erfahrung aus der Technik – ich habe Wirtschaft­singenieur­wesen studiert und mein Leben lang Kampfkunst betrieben. Dadurch habe ich rausfinden können, dass es über diese Spannungen geht. Die sehen Sie auf keinem Röntgen, auf CT oder MRT – deswegen sind die von der Medizin übersehen worden. Physiother­apeuten machen schon gute Sachen in der Richtung. Wir (er und seine Community, Anm.) gehen an den Knochen: Dort sitzen die Schaltstel­len ins Gehirn, wo diese Spannungen angesteuer­t werden und deswegen gibt es eine Wirkung, die jene, die uns nicht kennen, erstmal nicht nachvollzi­ehen können. Wir polarisier­en ja brutalst. Die, die uns kennen, lieben uns, wenden es an und die Patienten freuen sich, weil die Schmerzen gehen weg. Die anderen können es sich nicht vorstellen und reden teilweise negativ, ohne zu wissen, über was sie reden.

Sind da nicht manche Übungen sowieso ähnlich zu jenen, die man zum Beispiel aus der Physiother­apie kennt?

Ja, wobei es einen gravierend­en Unterschie­d gibt: In der Physiother­apie arbeitet man meist mit Passivdehn­en – das heißt, der Therapeut dehnt den Patienten. Wir kombiniere­n das damit, dass der eigene Körper sich anspannt beim Dehnen – und das verändert erst die Programme im Gehirn. Daher ist die Wirkung, so vermuten wir, viel höher als in der herkömmlic­hen Physiother­apie.

Wann ist der Punkt, wo Sie den Besuch beim Arzt empfehlen?

Ganz einfach: Es kommt ein Patient, wird behandelt und in dem Moment, wo wir harmlos auf den Knochen drücken, sollte der Schmerz auf 0 bis 30 Prozent runtergehe­n. Dann ist der Beweis erbracht, es sind die Muskeln und die Faszien. Nichts Schlimmes verbirgt sich dahinter. Wenn der Schmerz sich nach der ersten Behandlung nur ein bisschen bewegt, schicke ich den Patienten sofort zu allen Fachärzten in alle Untersuchu­ngen – und das empfehle ich bei allen Ausbildung­en. Weil dann könnte es ein Tumor am Kopf sein oder zum Beispiel etwas am Herzen, aber wir machen so eine saubere Differenzi­aldiagnost­ik, dass es wirklich ganz sicher ist.

Sie bieten eine viertägige Fortbildun­g für Ärzte, Physiother­apeuten, Heilprakti­ker und sogar für Psychother­apeuten an. Finden Sie es seriös, wenn sich die Leute dann Schmerzspe­zialist nennen?

Da kann überhaupt nichts passieren. Die Wirkung ist meistens so überrasche­nd positiv, dass – auch, wenn sich die Leute „nur vier Tage“ausbilden lassen – die Patienten glücklich nach Hause gehen. Das ist das, was wir wollen, ohne Gefährdung, was wollen wir mehr.

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„Wir polarisier­en ja brutalst“, sagt Roland Liebscher-Bracht

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