Markus Hinterhäuser und Matthias Goerne auf einer beseelten „Winterreise“
Mit Franz Schuberts „Winterreise“hatte Markus Hinterhäuser bei den Wiener Festwochen 2014 – als Intendant und Pianist – der Liedinterpretation ein aufregendes Kapitel hinzugefügt. Er ließ Schuberts Liederzyklus vom südafrikanischen Künstler William Kentridge bebildern. Den musikalischen Teil übernahm er selbst am Klavier, den Gesang der Ausnahme-Bariton Matthias Goerne.
Das Projekt ging um die Welt. Nach Stationen in New York, Sydney, Moskau und an anderen bedeutenden Konzerthäusern brachte er es im dritten Jahr seiner Intendanz der Salzburger Festspiele an die Salzach.
Die Aufführung im Großen Festspielhaus geriet zum musikalischen und visuellen Ereignis. Auf der Bühne zeugten zerknüllte Blätter vom Schöpfungsprozess. Für jedes der 24 Lieder hatte Kentridge seine Kohlezeichnungen zu einem Zeichentrickfilm verarbeitet.
Unfassbar, wie Bilder, Text und Musik wie Zahnräder ineinandergriffen und immer wieder verblüfften. Neue Hoffnung Wenn der Winterwanderer seine Reise antritt, ist ein alter Plan von Wien zu sehen: Unter Aspern, Stadlau und Essling ist „A new Hope“zu lesen. Von dort ging es nach Johannesburg. Kentridge porträtierte sich als rastlos Suchenden und zeigte verlorene Gestalten. Das hatte Sogwirkung.
Der musikalische Part überwältigte. Goerne ist ein faszinierender Gestalter. Er lebte die Texte Wilhelm Müllers. Er phrasierte virtuos, changierte zwischen tenoralen Höhen und tiefen Tönen, zwischen Hoffnung und Desperation.
So aufwühlend wie sein Gesang war auch Hinterhäusers Spiel. Ein beseelter Erzähler war an den Tasten zu hören, der Poesie und Dramatik anmutig, packend zum Klingen brachte.