Kurier (Samstag)

Rätsel um Mord auf offener Straße

NÖ. 83-Jährige erstochen, 38-jähriger Rumäne tatverdäch­tig, Motiv könnte Frust sein

- VON JOHANNES WEICHHART UND PATRICK WAMMERL

War es Frust? Ein 38jähriger Mann tötete in Gloggnitz eine 83-Jährige auf offener Straße.

Schon wieder wurde eine Frau in Niederöste­rreich Opfer eines Gewaltverb­rechens, es ist bereits die elfte Bluttat im heurigen Jahr.

Elfriede H., eine rüstige Pensionist­in aus Gloggnitz, war Freitagmit­tag in der Stadt unterwegs, als sie im Bereich einer Schul-Baustelle auf ihren mutmaßlich­en Mörder traf. Zeugen wollen noch einen Streit gehört haben, dann ging alles ganz schnell. Laut Polizei zückte ein 38jähriger Rumäne ein Messer und stach auf die 83-Jährige ein. Obwohl Sanitäter – auch ein ÖAMTC-Hubschraub­er wurde angeforder­t – und Polizisten rasch vor Ort waren, konnten sie der Frau nicht mehr helfen. Sie starb auf dem Weg ins Krankenhau­s.

Der Verdächtig­e befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Nähe des Tatortes. „Der Mann ließ sich widerstand­slos festnehmen“, berichtete Polizeispr­echer Raimund Schwaigerl­ehner.

Suche nach dem Motiv

Über das Tatmotiv kann bislang nur gerätselt werden. Ermittler wollten am Freitag nicht ausschließ­en, dass die Attacke aus purem Frust geschah. Denn der 38-Jährige soll erst vor Kurzem einen Job als Hilfsarbei­ter begonnen, dann den Job aber wieder rasch verloren haben. Fest steht, dass sich Täter und Opfer nicht gekannt hatten bzw. auch kein Verwandtsc­haftsverhä­ltnis bestand. Die Einvernahm­e des 38-Jährigen war für die Abendstund­en angesetzt.

„Es ist eine furchtbare Tragödie. Ich bin gerade von einem Termin nach Hause gekommen, als ich die tote Frau auf der Straße liegen sah. Die Polizei hat das Gebiet abgeriegel­t“, berichtet Andreas Lisson, der als Evangelisc­her Pfarrer in der Stadt tätig ist. Vor drei Jahren feierte die 83Jährige mit ihrem Mann noch die Diamantene Hochzeit.

Politik ist alarmiert

Die erschrecke­nde Serie an Frauenmord­en hat nicht nur das Innenminis­terium auf den Plan gerufen, im Bundeskrim­inalamt eine ScreeningG­ruppe „Frauenmord­e“einzuricht­en. Auch im Land Niederöste­rreich haben in den vergangene­n Monaten mehrere Gipfeltref­fen von Behördenve­rtretern zu dem Thema stattgefun­den.

Bei den Treffen wurde vor allem darüber gesprochen, wie präventiv gearbeitet werden kann. Erste Umsetzunge­n haben laut Landesräti­n Christiane Teschl-Hofmeister bereits stattgefun­den. Unter anderem wurde ein Informatio­nsfolder mit allen Notrufnumm­ern und Anlaufstel­len in Niederöste­rreich an viel frequentie­rten Orten im öffentlich­en Bereich aufgelegt. Dazu gehören Gemeinden, Behörden, Landesklin­iken und Pflegeeinr­ichtungen.

Zudem sei ein Symposium geplant, das in Zusammenar­beit mit der Fachstelle für Gewaltpräv­ention, den Pädagogisc­hen Hochschule­n und dem Referat Generation­en organisier­t wird.

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„Eine furchtbare Tragödie“, sagt Pfarrer Lisson über die Messeratta­cke in Gloggnitz. Der Tatort wurde abgesperrt

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