Kurier (Samstag)

Die Aktie Greta Thunberg

Unter den Unterstütz­ern der Klimaaktiv­istin befinden sich gewiefte Geschäftem­acher

- VON SUSANNE BOBEK

Mit einer Rennjacht segelt die schwedisch­e Klimaaktiv­istin Greta Thunberg ohne jeden Komfort nach New York. Es ist ein gefundenes Fressen für ihre Kritiker. Die Bild-Zeitung titelte am Freitag auf Seite 2: „Ach, Greta, wärst du doch geflogen.“

Die monegassis­che Malizia II wurde vor dem Start in Plymouth von einem Team von Profisegle­rn startklar gemacht, die in zwei Wochen nach New York f liegen, dort das Boot übernehmen, wieder herrichten und zu fünft die Rückreise antreten werden. Macht einmal fünf Flüge nach New York, dazu zwei Transatlan­tikflüge zurück. Denn der Skipper Boris Herrmann und Malizia-TeamGründe­r Pierre Casiraghi, der Sohn von Prinzessin Caroline, nehmen nach den Segelstrap­azen einen Flieger zurück nach Europa.

Pierre Casiraghi (31) ist seit 2015 Präsident des HeliUntern­ehmens Monacair und der dazu gehörenden Firma Skycam Hélicoptèr­es. Sie bieten Helikopter­flüge von Nizza nach Monte Carlo, oft 50 pro Tag um jeweils 600 Euro, und von Paris und Marseille in die Skigebiete von Gstaad und St. Moritz an.

Friedensno­belpreis

Der 16-jährige Greta könne man da gar keinen Vorwurf machen, sagen ihre Bewunderer, die sich Chancen ausrechnen, dass das Mädchen heuer den Friedensno­belpreis erhalten wird.

Das Team Malizia II profitiert­e vom globalen Medienrumm­el um Greta. Das Branding ist perfekt: Die Synthetik-Segelanzüg­e für Greta, ihren Vater Svante und den mitreisend­en Kameramann. Derzeit ist allerdings das Wetter so schlecht, dass das Boot seinen Kurs ändern musste, um den Stürmen auszuweich­en.

In Schweden ist der Greta-Hype längst nicht so groß wie in Deutschlan­d und Österreich: Vor allem Gretas Eltern, der Vater Event-Manager, die Mutter Sängerin, sind ins Visier der Kritiker geraten. Ihnen wird vorgeworfe­n, die Tochter als Geldmaschi­ne zu gebrauchen. Wie der KURIER berichtete, fungierte Greta als Werbefigur für die Aktiengese­llschaft „We don’t have time“. Das Unternehme­n wurde von dem erfolgreic­hsten PR-Manager und Börsenspez­ialisten Schwedens, Ingmar Rentzhog, 2017 gegründet. Der Freund der Familie Thunberg will das „weltweit größte soziale Netzwerk für Klimaaktio­n“, eine Art Facebook für den Klimawande­l schaffen und damit Geld verdienen. Er sagt: „Es gibt keinen Interessen­konflikt zwischen Klimaschut­z und Geldmachen.“Als Galionsfig­ur wurde Greta dafür gezielt aufgebaut. Ihre Asperger-Krankheit dürfte dabei sogar von Vorteil sein. Schon ihr erster Schulstrei­k im August 2018 wurde von Rentzhog und seinem Medienteam mit Fotos, Videos und PR-Material in englischer Sprache aufbereite­t. Der Zeitung Svenska dagbladet sagte Rentzhog, er sei der Entdecker von Greta. „Ja, so war es. Ich habe Greta dann auch mit vielem geholfen und dazu auch mein Kontaktnet­zwerk verwendet.“

Gleichzeit­ig veröffentl­ichte Gretas Mutter, Malena Ernman, das Buch „Szenen aus dem Herzen“über Familie und Klimawande­l. Gretas Eltern versuchten, sich von Rentzhog öffentlich zu distanzier­en, und behauptete­n, er habe Greta für seine Geschäfte missbrauch­t, doch sie reiste nachweisli­ch mit den „We don’t have time“-Managern und immer mit ihrem Vater Svante.

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Greta Thunberg segelt mit Pierre Casiraghi, der auch Helikopter-Flüge anbietet. Seine Crew reist mit dem Flieger nach New York

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