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Unzählige kreative Führungsseminare musste ich einst über mich ergehen lassen. Da waren durchaus aufregende Momente dabei. Etwa als der Chef vom Dienst jener Zeitung, die Sie gerade lesen, beim Bogenschießen um ein Haar den Chefredakteur erlegt hätte. Kegeln, Zillenfahren, Fechten. Zugegeben: Ganz originell. Den beabsichtigten Effekt – Steigerung der Führungsqualität – konnte ich aber weder bei mir noch bei anderen je feststellen. Weil Zwangsbeglückung bei mir Aggressionen auslöst, bin ich auch nie mit dem Golf-Strom geschwommen. Golf erfordert Geduld und Talent. Keines von beiden hab ich. Ich steig erst ein, wenn ein Golfplatz nicht mit achtzehn bemitleidenswert kleinen Löchern ausgestattet ist, sondern mit einer großen Grube. Auf der Jagd nach Connections quälen sich viele ebenso untalentierte Menschen durch unzählige Golfrunden. Der Kampf ums Handicap baut kaum Stress ab, er schafft neue Aggressionen. Das ist kein Vorwurf an jene, die es versuchen. Ich spiele ja auch noch Tennis, obwohl der Ärger über die eigene Unzulänglichkeit viel größer ist als die Freude am Spiel. Doch was ist die Alternative? Boxen? Vielleicht ist es befreiender, einem Kollegen einfach in die Schnauze zu hauen, statt ihm auf dem Golfplatz scheinheilig einen „schönen Schlag“zu attestieren. Viele Manager folgen diesem Trend. Ehrlicher als hinterhältiges Mobbing allemal. Ich wär trotzdem gern ein Mauserl am nächsten Arbeitstag. Wenn der Kanzleichef jenem Mitarbeiter, der ihm eben erst einen Schneidezahn ausgeschlagen hat, einen Auftrag erteilt: „Herr Fwoboda, bringen fie mir bittefön die Akte fechsundfechzig für die Fachverhaltfdarftellung...“