Jetzt also doch: Gestresster Minister Olaf Scholz kandidiert für den SPD-Vorsitz
Eigentlich hatte er erklärt, aus zeitlichen Gründen nicht zur Verfügung zu stehen. „Es wäre völlig unangemessen, wenn ich das als Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen machen würde“, sagte er nach Andrea Nahles' Rücktritt in der Sendung von Anne Will. Jetzt hat es sich Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz anders überlegt. Am Montag soll er Parteikollegen mitgeteilt haben, für den SPD-Vorsitz zu kandidieren.
Laut Spiegel habe der 61Jährige bei einer Telefonkonferenz mit den Interimsvorsitzenden Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel gesagt: „Ich bin bereit, anzutreten, wenn ihr das wollt“.
Und es scheint so, als hätte niemand dagegen gestimmt. Für einen Antritt als Doppelspitze braucht er noch eine Tandempartnerin.
Schwerer Stand
Allerdings hat Olaf Scholz in der SPD einen schweren Stand. Beim vergangenen Parteitag kassierte er das schlechteste Ergebnis aller sechs stellvertretenden Vorsitzenden: 59,2 Prozent. Zudem steht er in den Augen einiger Mitglieder wie Nahles für das Partei-Establishment, das sie satthaben. Genauso wie die Große Koalition, die er befürwortet.
Er wird sich genau überlegen, wie er sich dazu positioniert – auch mit Blick auf die Wahlen in Sachsen und Brandenburg in drei Wochen. Wenn die für die SPD schlecht ausgehen und der Posten des Ministerpräsidenten verloren geht, könnte dies den Koalitionsgegnern Aufwind geben. Unter seinen weniger prominenten Mitbewerbern finden sich Paare, die aus dem Bündnis aussteigen wollen. Alle Kandidaten werden sich nach Ende der Bewerbungsfrist am 1. September auf 23 Terminen in den Landesverbänden vorstellen. Zirka 430.000 SPD-Mitglieder wählen dann im Oktober die neue Parteispitze.