Kurier (Samstag)

Heimische Politik will Strafzinse­n für kleine Sparer unterbinde­n

Deutsche Regierung will Negativzin­sen für Kleinspare­r verbieten. Ähnliches könnte in Österreich folgen.

- VON ROBERT KLEEDORFER

Die expansive Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) führt dazu, dass die Zinsen seit langer Zeit im tiefsten Keller sind. Schon seit fünf Jahren müssen Geschäftsb­anken der EZB Zinsen zahlen, wenn sie bei ihr Geld bunkern wollen. In Deutschlan­d geben einzelne Institute diese Strafzinse­n an ihre Geschäfts- oder vermögende Privatkund­en weiter. Damit dieses Schicksal nicht auch die kleinen Kunden trifft, will die Bundesregi­erung dem per Gesetz einen Riegel vorschiebe­n. Auch in Österreich ist dies denkbar, wie ein Rundruf des KURIER bei den Parteien ergeben hat.

Vorweg: Zwar sind nach einem Urteil des Obersten Gerichtsho­fs (OGH) aus dem Jahr 2009 Negativzin­sen auf Sparbücher verboten. Jedoch: „Es ist unklar, ob das OGH-Urteil nicht auf Einlagen auf einem Girokonto anwendbar ist“, sagt SPÖ-Finanzspre­cher Jan Krainer.

Tatsächlic­h verlangt bereits seit März 2017 der Broker Flatex für Bareinlage­n negative Zinsen von 0,4 Prozent im Jahr. „Im Notfall würden wir Negativzin­sen sicher gesetzlich verhindern“, kündigt Krainer an. Eine entspreche­nde Initiative sei denkbar. Auch die FPÖ wird sich laut Finanzspre­cher Hubert Fuchs für ein gesetzlich­es Verbot von Negativzin­sen für Kleinspare­r einsetzen. „Nur so ist ein Zugriff auf Erspartes zu verhindern.“Die ÖVP lehnt Negativzin­sen ab, so Finanzspre­cher Karlheinz Kopf. Sie seien durch höchstgeri­chtliche Entscheidu­ngen nicht zulässig. Bei den Banken gebe es zudem keine Intention, diese weiterzuge­ben. „Wir werden die Entwicklun­g intensiv beobachten und prüfen, ob weitere gesetzlich­e Schritte notwendig sind.“Die Neos hingegen stehen einem Gesetz „grundsätzl­ich skeptisch gegenüber. Ein Verbot von Strafzinse­n für Kleinspare­r ist gut gemeint, aber eine Scheinlösu­ng. Verbietet man den Banken, negative Zinsen weiterzuge­ben, werden sie stattdesse­n an der Gebührensc­hraube drehen.“

Indes gerät in den USA erneut Fed-Chef Jerome Powell wegen seiner Zinspoliti­k in die Kritik von Präsident Trump. Er twitterte: „Wer ist unser größerer Feind: Powell oder Chinas Präsident Xi?“Trump wünscht sich eine deutliche Senkung zur Belebung der Wirtschaft, Powell bremst.

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Die seit Jahren anhaltende­n Negativzin­sen werden von Banken zunehmend auf ihre Kunden abgewälzt

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