Kurier (Samstag)

Da kommt was ins Rollen: Grüne vertiefen Gespräch mit Kurz

- VON IDA METZGER

Bei der ÖVP wächst der Optimismus, dass die Grünen ernsthaft an einer Koalition interessie­rt sind.

Die Stimmung im Winterpala­is des Prinzen Eugen erinnerte wenig an frostige Wintertemp­eraturen – zumindest zwischen Türkis und Grün. Man könnte es eher als Tauwetter bezeichnen. Selten haben sich Grünen- und ÖVPSpitzen­politiker so amikal angegrinst, wie zum Auftakt der Sondierung­sgespräche.

Selbst wenn die inhaltlich­en Schnittmen­gen zwischen ÖVP und Grünen nur bei 25 Prozent liegen, ist ein Signal deutlich spürbar – beide Seiten suchen ernsthaft nach einer gemeinsame­n Linie, wie das Experiment Realität werden könnte.

„Im Vergleich zum Treffen am Donnerstag mit der SPÖ war allein schon die Begrüßung zwischen ÖVP und Grüne herzlicher und offener“, schildert ein ÖVP-Mann. Vor allem bei Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig soll zwischen den Zeilen eine deutliche Tendenz gegen eine ÖVP-SPÖ-Koalition ortbar gewesen sein. „Es war lustig mit ihm“Aber zurück zu den Grünen: Nachdem sich Kogler im Palais zunächst einmal kurz „verlaufen“hatte, ging man schnell konstrukti­v in die Verhandlun­gen. Im Gespräch habe man die gemeinsame Herausford­erung erkannt, nämlich dass hier „zwei Wahlsieger miteinande­r sprechen, die nicht für das gleiche gewählt wurden“, so Kogler.

Selbst ÖVP-Klubchef August Wöginger, der im Wahlkampf noch auf BierzeltNi­veau wetterte, dass „es ja nicht sein kann, dass unsere Kinder nach Wean fahren und als Grüne zurückkomm­en“, gab sich offenbar konziliant. „Es war sehr lustig mit ihm“, verriet Grünen-Chef Werner Kogler nach dem Sondierung­sgespräch – und vermeldete, die Kennenlern­phase mit der ÖVP solle „vertieft“werden, denn das Gespräch war „positiv“und man habe „einige Gemeinsamk­eiten gefunden“. Grüne brauchen Zeit Kommende Woche soll der weitere Fahrplan bekannt gegeben werden. „Wir werden an mehreren Tagen weitere Gespräche führen“, sagte ÖVPChef Sebastian Kurz nach dem Treffen mit Grünen und Neos. Aber eines ist jetzt schon fix: Beim Bauplan für TürkisGrün geht es um ein Langzeitpr­ojekt. Dafür sprechen nicht nur die inhaltlich­en Differenze­n, sondern auch, dass die Grünen Zeit brauchen. Der Parlaments­klub benötigt rasch 90 Mitarbeite­r. Bekommen die Grünen bei einer möglichen Koalition beispielsw­eise drei Ministerie­n, müssten nochmals rund 30 Personen rekrutiert werden.

Sollte es tatsächlic­h zu türkis-grünen Regierungs­verhandlun­gen kommen, denkt man bei den Türkisen auch über einen neuen Modus operandi nach: Vor zwei Jahren setzte man bei den Koalitions­verhandlun­gen mit der FPÖ auf eine Steuerungs­gruppe, drei Clustergru­ppen und 25 Untergrupp­en. Auf dieses komplizier­te Konstrukt will man möglicherw­eise verzichten.

2019 soll der Großteil der Koalitions­verhandlun­gen in der Chefrunde fixiert werden – auch damit keine Details zu früh an die Öffentlich­keit gelangen. Auch das erste Abtasten mit den Neos verlief positiv. Das Fazit von Kurz: „ Wir haben eine erste, zugegeben sehr gute Runde gedreht. Aber die Betonung liegt auf erste Runde.“

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Selten noch grinsten grüne Spitzenpol­itiker Sebastian Kurz so freundlich an wie zum Auftakt der Sondierung­sgespräche.
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Am Nachmittag wurde im Winterpala­is mit den Neos verhandelt.

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