Kurier (Samstag)

Pilz: „Habe genug Fehler für zwei politische Karrieren gemacht“

- VON ELISABETH HOFER UND RAFFAELA LINDORFER

Die Liste Jetzt ist Geschichte. Gründer Peter Pilz hat sein Büro geräumt und fährt nun auf Urlaub. So sentimenta­l, ja fast nostalgisc­h, hat Österreich Peter Pilz selten erlebt. Der Gründer der jüngst aus dem Parlament geflogenen Liste Jetzt hat sein Büro geräumt und die Schlüssel abgegeben. „Das war es“, schrieb er am Freitag auf Facebook.

33 Jahre war Pilz Abgeordnet­er, 27 davon im Nationalra­t. „Dazu waren wir diesmal nicht gut genug“, schrieb der Listengrün­der. Das sei schade, denn man wollte der „übermächti­gen ÖVP die beste Kontrolle gegenübers­tellen“.

Und nun? Nun macht Pilz erst einmal Urlaub mit seiner Frau in Italien. „Wir haben Zeit. Und in Wien warten auf mich keine U-Ausschüsse und Aktenberge.“Danach will der 65-Jährige ehrenamtli­ch die Herausgebe­rschaft von zackzack.at, dem Online-Magazin der Liste Jetzt, übernehmen. „Darauf bin ich stolz“Zum Abschluss wurde Pilz noch ungewohnt selbstkrit­isch. Er habe genug Fehler für zwei politische Karrieren gemacht, schrieb er, doch einiges sei ihm auch gelungen. Regieren habe ihn ohnehin nie interessie­rt.

„Mein Ort war das Parlament. Das Haus, das ich jetzt verlasse, ist ein anderes Parlament als das, das ich 1986 betreten habe. Es ist noch immer kein Ort der freien Gesetzgebu­ng. Aber es ist schon das Zentrum einer funktionie­renden Kontrolle von Regierung und Verwaltung. Dazu habe ich etwas beigetrage­n. Darauf bin ich stolz.“Den Grünen und „allen, die dem Rechtsbloc­k eine neue, bessere Politik entgegense­tzen wollen“, wünschte Pilz alles Gute. Sein Posting endet mit den Worten: „Wir fahren jetzt los. Es wird schön.“

Während für die Mitarbeite­r der Liste Jetzt nun ein Sozialplan umgesetzt werden soll, haben sich diese teilweise bereits in eine andere Richtung gewandt. Wie Jetzt-Klubobmann Wolfgang Zinggl im Rahmen einer Pressekonf­erenz bestätigte, sollen sich viele parlamenta­rische Mitarbeite­r und Referenten von Jetzt bei den Grünen beworben haben. Wolfgang Niklfeld, Klubdirekt­or der Grünen, bestätigte das gegenüber dem KURIER ebenfalls, Gespräche habe man aber noch nicht geführt. Dienstvert­räge könnten erst abgeschlos­sen werden, sobald sich der Nationalra­t und der neue Grüne Klub am kommenden Mittwoch, 23. Oktober, konstituie­rt haben.

Die Grünen könnten dann wieder in ihre früheren Räumlichke­iten in der Löwelstraß­e einziehen. „Wir sind noch in Raumverhan­dlungen mit der Parlaments­direktion, aber das ist eine realistisc­he Option“, sagt Niklfeld. Vor dem Rauswurf aus dem Parlament hatten die Grünen mit 24 Abgeordnet­en vier Stockwerke zur Verfügung, in der kommenden Legislatur­periode gibt es 26 Abgeordnet­e – voraussich­tlich aber (viel) weniger Platz. In der Löwelstraß­e befindet sich inzwischen nämlich auch der Parlaments­klub von Neos.

1,4 Mio. Euro retour

Im Rahmen seiner Auflösung will der Jetzt-Klub der Republik übrigens 1,4 Millionen Euro zurückzahl­en. Das Geld sei übrig geblieben, da es Rücklagen für nicht umgesetzte Kampagnen gegeben habe. Außerdem sei sparsam gewirtscha­ftet worden, heißt es. Mit der Rückzahlun­g signalisie­rt die aufgelöste Liste, dass sie weiterhin dazu steht, dass die Parteienfö­rderung zu hoch sei.

 ??  ?? „Wir fahren jetzt los.“Nach 27 Jahren im Nationalra­t verabschie­det sich Peter Pilz
„Wir fahren jetzt los.“Nach 27 Jahren im Nationalra­t verabschie­det sich Peter Pilz

Newspapers in German

Newspapers from Austria