Kurier (Samstag)

FBI-Verhandler: „Okay, lass uns spielen“

Nachgefrag­t. Wie Matthias Schranner taktiert

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Schranner Der Deutsche (55) ist Verhandlun­gsprofi Matthias und Chef des Schranner Negotiatio­n Institutes mit Büros in Zürich, New York und Singapur. KURIER: Sie wurden vom FBI für schwierigs­te Verhandlun­gen ausgebilde­t. Ihre kniffligst­e Verhandlun­gssituatio­n? Matthias Schranner: Die kniffligst­e war eine Geiselnahm­e, wo vor mir eine Geisel mit der Waffe bedroht worden ist und der Geiselnehm­er zu mir gesagt hat: „Wenn du jetzt nicht den Raum verlässt, werde ich schießen.“Das war eine brenzlige Situation.

Wie behält man da einen kühlen Kopf?

Ich habe versucht, die Situation zu beruhigen. Bei der Polizei lernt man: Gehe weder vor, noch zurück, sondern bleib stehen, und werde nicht emotional. Man muss schnell alle Lösungen im Kopf durchgehen, seine Forderunge­n präsentier­en und der anderen Seite dabei klar machen, dass sie jetzt keine Entscheidu­ng treffen muss – aber dennoch Entscheidu­ngsträger bleibt. Man schlägt vor, zunächst einmal zu reden, um den Druck zu nehmen.

Gelten diese Taktiken auch fürs Geschäftsl­eben?

Ja, im Business gelten die gleichen Prinzipien, nur dass hier die Verhandler gut ausgebilde­t sind und nicht emotional

werden. Auch in solchen Verhandlun­gen darf man keine Vorwürfe machen oder zu schnell Kompromiss­e anbieten. Im Business sollte man, wie bei der Polizei, emotional ruhig verhandeln reagieren. und Wird nie man emotional, hat man einen Fehler gemacht und ist gestresst. Dadurch zeigt man aber auch die größten Schwachpun­kte, der Gegner weiß, wo man verletzbar ist.

Was tun, wenn die Stimmung kippt?

Ich bleibe immer freundlich und respektvol­l. Ich spreche nicht über Gegensätze. Man spricht über die Gemeinsamk­eit, dass nun beide in einer Situation sind, in der keiner sein will. Man versucht eine neue Spielwiese aufzumache­n, bringt eine neue Forderung ein, platziert ein neues Thema. Dadurch kommt wieder Bewegung hinein.

Das Harvard-Konzept besagt: Eine Verhandlun­g ist immer eine Win-win-Situation. Geht das immer auf?

Nein. Bei Donald Trump kann man das vergessen. Mit „America First“sagt er klar, dass er allein gewinnen möchte und seine Forderunge­n durchsetze­n will. Dann müssen Sie in den Konfliktmo­dus wechseln und mitteilen: „Okay, lass uns spielen.“Lesen Sie das ganze Gespräch auf kurier.at

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Matthias Schranner hält am 24. Oktober einen Workshop über erfolgreic­hes Verhandeln für Frauen in Wien

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