„Wer nicht arbeitslos ist, der bezieht auch keine Leistung“
Kontrollen. Sven Hergovich musste viel Kritik einstecken, als der AMS-NÖ-Chef vor etwas mehr als einem Jahr erstmals seinen Erhebungsdienst ausschickte. Die konsequente Vor-OrtKontrolle, ob Leistungen zu Recht bezogen werden, stellte ein Novum in Niederösterreich dar. Hergovich ist mit der Bilanz seiner Ermittlertruppe sehr zufrieden und sieht seine Idee bestätigt. Mittlerweile gibt es auch aus anderen AMS-Länderzentralen Interesse.
„Es war mir ein Gerechtigkeitsanliegen“, so Hergovich zum KURIER. „Es muss klar sein: Wer nicht arbeitslos ist, der bezieht bei uns auch keine Leistung.“Ihm sei wichtig gewesen, der Bevölkerung zu zeigen, „dass wir genau hinschauen“. Der Erhebungsdienst mache diese Bemühungen sichtbar.
Der raue Wind, der ihm anfangs entgegenwehte, habe sich gelegt: „Ganz ehrlich, ich hätte nicht mit so vielen positiven Reaktionen gerechnet.“
Fairness
Nicht nur bei Arbeitsverweigerern, Verdacht auf Scheinwohnsitze oder Schwarzarbeit wird der Erhebungsdienst tätig. Auch die Prüfung von Dienstverhältnissen sei wichtig. Hergovich: „Es ist nicht egal, wie viele Stunden jemand von seinem Dienstgeber angemeldet wird.“Darum auch die Überprüfung von geringfügigen Dienstverhältnissen: „Wer geringfügig arbeitet, ist nur unfallversichert, zahlt aber keine Arbeitslosenversicherung, keine Sozialabgaben und zahlt nicht für seine Pension ein.“Deshalb schaue das AMS NÖ genau hin. „Ganz einfach, damit es für die Gemeinschaft der Versicherten fair ist.“
Der Erhebungsdienst gewährleiste rasche Interventionen. Viele Dienstgeber hätten sich bei Überprüfungen entschieden, geringfügige in vollversicherte Dienstverhältnisse umzuwandeln. Selbst wenn das AMS NÖ dann mitunter befristete Förderungen gewähre, „rechnet sich das volkswirtschaftlich ganz sicher“, sagt Hergovich. Vollwertig Versicherte seien keine AMS-Kunden mehr und hätten die Chance auf ein selbstbestimmtes (Arbeits-)Leben.
Der Erhebungsdienst werde mit fünf Mitarbeitern weitergeführt. „Die Kapazitäten reichen für die Zahl der Verdachtsmomente aus.“