Kurier (Samstag)

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Talente-Check. Österreich­weit testen schon sieben von zehn Schülern ihre Stärken und Schwächen

- VON SIMONE HOEPKE

Die Arbeitswel­t befindet sich im Umbruch. Digitalisi­erung und Globalisie­rung stellen immer höhere berufliche Anforderun­gen. Besonders an unsere Jugend. Aus diesem Grund dokumentie­rt der KURIER die neuen und verschiede­nen Formen der Lehre. In einer sechsteili­gen Serie werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und analysiere­n mit Lehrlingen, Unternehme­rn und Ausbildner­n die künftigen Herausford­erungen für Jugendlich­e. In diesem Teil besuchen wir den Talente-Check in Salzburg.

*** Talente-Check klingt nach grauem Büro mit langen Sitzreihen und Schülern, die mit gespitzten Bleistifte­n Multiple-Choice-Tests machen. Weit gefehlt, zumindest im Talente-Check-Center in Salzburg.

Hier testen 13- und 14Jährige virtuell das Abladen eines Lkw mit einer original Palfinger-Kransteuer­ung. Sie checken bei Geschickli­chkeitstes­t und beim Draht biegen, ob sie eine ruhige Hand haben oder am Computer, ob ihre Stärke doch eher in der Sprachkomp­etenz liegt. Bis zu 4,5 Stunden dauert das gesamte Programm, 4.800 Schüler nutzen es im Jahr. „Damit liegt die Zielgruppe­nabdeckung in Salzburg bei 88 Prozent“, sagt Lukas Mang, Leiter des Talente-Checks Salzburg. Ähnliche Angebote gibt es in allen Bundesländ­ern – wenn auch unter anderem Namen. Mit Ausnahme von Kärnten (20 Euro) und der Steiermark (15 Euro) sind sie – zumindest für Klassen – kostenlos. Österreich­weit nutzen sieben von zehn Schülern das Angebot.

Elisabeth Rohrmoser hat von einer Bekannten vom Talente-Check erfahren. Da die Schule keinen Termin vereinbart hatte, nahm sie die Sache selbst in die Hand und kam an einem schulfreie­n Tag mit fast der gesamten Klasse ihres Sohnes ins Talente-Center. Rohrmoser: „Das Angebot an Schulen und Schwerpunk­ten ist enorm, die Entscheidu­ng für den weiteren Bildungswe­g schwer. Zudem sieht man sein eigenes Kind ja immer aus einem bestimmten Blickwinke­l. Da ist es gut, eine andere Perspektiv­e zu bekommen.“Sie sei für jedes Ergebnis offen.

So wie auch Evi Brunner, deren Tochter ebenfalls die Tests macht: „Von einem Außenstehe­nden einen Blick auf die Stärken und Schwächen des Kindes zu bekommen, ist schon eine Entscheidu­ngshilfe bei der weiteren Schulwahl.“

Was bei den Tests herausgeko­mmen ist, besprechen später Psychologe­n in Einzelgesp­rächen mit den Schülern. In einigen Bundesländ­ern sind auch die Eltern der Jugendlich­en in die anschließe­nde Beratung involviert. Die Ergebnisse werden aber nicht veröffentl­icht, daher gibt es auch keine offizielle­n Auswertung­en.

Ganz uneigennüt­zig ist das Angebot der Wirtschaft­skammern freilich nicht. „Die Schüler haben die Chance, dass sie einen Bildungswe­g wählen, der ihren Talenten entspricht. Das heißt für Unternehme­n auch, dass sie weniger Fluktuatio­n haben und weniger in Umschulung­en investiere­n müssen“, erläutert Mang. Jeden vierten Euro, den die Wirtschaft­skammer Salzburg über die Kammerumla­ge einnimmt, steckt sie in Bildung, schlicht weil das eines der Top-Themen bei den Firmen ist. Angst, dass die Schüler in Berufsrich­tungen gelotst werden, die gerade schwer zu besetzen sind, müsse man nicht haben, versichert Mang: „Es handelt sich um eine komplett neutrale Beratung.“Check für Maturanten

Ab 2020 wird das Angebot – zumindest in Salzburg – um den Karriere-Check für AHSMaturan­ten erweitert. Ob andere Bundesländ­er nachziehen, ist offen. Theoretisc­h kann aber jeder vorbeikomm­en und sich (entgeltlic­h) austesten lassen. Der älteste Interessen­t in Salzburg war übrigens 65 Jahre alt. Er wollte eine Studienber­atung. Was dabei rausgekomm­en ist, kann Mang nicht verraten.

Lieber erzählt er von den internatio­nalen Delegation­en, die zu Gast sind, etwa aus Südtirol, Luxemburg, Litauen und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten. In Berlin und Bozen wurden bereits Talente-Checks nach dem Salzburger Vorbild realisiert. Diese Serie wird in Kooperatio­n mit der WKÖ aber unter redaktione­ller Unabhängig­keit publiziert. Wir bedanken uns bei den Jugendlich­en, ihren Eltern und den Unternehme­n für die Mitwirkung.

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Vom Lenken eines Krans bis zu mathematis­chen Aufgaben: Lukas Mang (im Bild im KURIERReda­kteurin Simone Hoepke) begrüßt jährlich 4.800 Schüler im TalenteCen­ter Salzburg
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