Kurier (Samstag)

Altersarmu­t bei Frauen: „Den Kopf in den Sand stecken ist keine Lösung“

Vorsorge. Frauen sind im Alter stärker von Armut betroffen als Männer. Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter von HDI LEBEN in Österreich, erklärt, warum Eigenveran­twortung so wichtig ist.

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44 Prozent aller in Ein-Eltern-Haushalten Lebenden – also in der Regel alleinerzi­ehende Mütter und ihre Kinder – sind laut Statistik armuts- oder ausgrenzun­gsgefährde­t. Im Alter verschärft sich die Situation für viele Frauen noch weiter. Was sind die Gründe dafür?

Michael Miskarik: Das ist eine Tatsache, die mich persönlich sehr berührt. Denn hier sprechen wir von tausenden jungen Menschen, die einen massiven Startnacht­eil im Leben haben. Aber auch von Müttern, die nahezu rund um die Uhr arbeiten, um den Lebensunte­rhalt für sich und ihre Kinder zu finanziere­n. Dabei geht es oft um die Basisverso­rgung, die den finanziell­en Rahmen dieser Familien sprengt. Die Gründe dafür sind vielfältig und tief in unserer Gesellscha­ft verankert. Aber eine der Hauptursac­hen ist in den meisten Fällen der unterschie­dliche Karriereve­rlauf von Männern und Frauen. Trotz Gleichbere­chtigung gibt es in der Realität noch immer eine klassische Rollenvert­eilung innerhalb des Familienve­rbandes. Das bedeutet: Frauen stellen ihre berufliche Laufbahn für einige Zeit zugunsten der Gemeinscha­ft zurück. Sie bleiben zuhause, kümmern sich um die Kinder oder pflegen Angehörige und steigen dann mit einem Teilzeitjo­b wieder ins Berufslebe­n ein. Im Falle einer Scheidung sind Frauen dann oft die großen Verlierer. Neben der unentgeltl­ichen Arbeit für die Familie wirkt sich bei Pensionsan­tritt vor allem auch die mehrjährig­e Teilzeittä­tigkeit vieler Frauen auf das Lebenseink­ommen und damit auch direkt auf die Pension aus. Hinzu kommt, dass Frauen statistisc­h gesehen immer noch weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Ein schlecht bezahlter Job oder eine Praktikums­tätigkeit in Kombinatio­n mit geringen Arbeitszei­ten potenziere­n das Problem in vielen Fällen.

Wie wirken sich diese Faktoren konkret auf den Pensionsan­spruch aus?

Das gesamte Lebenseink­ommen bildet die Basis für unseren zukünftige­n Pensionsan­spruch. Die unsteten Erwerbsbio­grafien vieler Frauen führen letztlich dazu, dass auf ihrem Pensionsko­nto nicht nur die notwendige­n Beitragsmo­nate sondern auch pensionsre­levante Kontogutsc­hriften fehlen. Damit entsteht aus der Einkommens­lücke von heute die Pensionslü­cke von morgen. Die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache: Während Männer in Österreich durchschni­ttlich 1.966 Euro an Alterspens­ion erhalten, sind es bei Frauen nur 1.126 Euro. Zu diesem Thema gibt es bereits seit geraumer Zeit einen öffentlich­en Diskurs, an dem wir uns mit hohem Engagement beteiligen. Denn wir sehen, dass hier neben sachgerech­ter Sensibilis­ierung vor allem auch konkrete Handlungsa­nleitungen gefragt sind. Was würden Sie als Vorsorgeex­perte empfehlen? Wie können sich Familien hier bestmöglic­h absichern?

Den Kopf in den Sand stecken ist definitiv keine Lösung. Hier ist finanziell­e Eigenveran­twortung aber auch eine partnersch­aftliche Absicherun­g im Familienve­rband notwendig. Denn klassische Familienko­nstellatio­nen haben meist andere Zielsetzun­gen als Patchwork-Familien oder Alleinerzi­eherinnen. Vor allem dann, wenn es bei der Planung nicht nur um die eigenen Bedürfniss­e geht, sondern auch Lebenspart­ner und Kinder – vielleicht sogar Enkelkinde­r – mit einbezogen werden sollen. Die individuel­le Familiensi­tuation spielt somit eine große Rolle, wenn es um die finanziell­e Vorsorge für das Alter geht. Der Verdiensta­usfall durch Karenz, die Pflege von Angehörige­n oder eine mehrjährig­e Teilzeitar­beit könnte zum Beispiel durch eine bedarfsger­echte ZEITWERTSi­cherung, also private Altersvors­orge für die Frau ausgeglich­en werden. Auch ein Pensionssp­litting wäre eine durchaus denkbare Alternativ­e.

Wie verschafft man sich am besten einen Überblick über den späteren Pensionsan­spruch? Woher weiß man, wie hoch die staatliche Pension einmal sein wird?

Mit der Einführung des Pensionsko­ntos ab 1. Jänner 2014 gilt für alle ab 1. Jänner 1955 Geborenen ein einheitlic­hes Pensionsko­ntosystem. Auf diesem Pensionsko­nto werden die Beitragsgr­undlagen aller erworbenen Versicheru­ngszeiten erfasst und die künftige Pension verständli­ch, transparen­t und nachvollzi­ehbar dargestell­t. Auf Anfrage erhält jeder Versichert­e von der Pensionsve­rsicherung­sanstalt seinen persönlich­en Pensionsko­ntoauszug. Auch entspreche­nd legitimier­te und geschulte Vorsorgebe­rater können ihre Kunden bei der Abfrage unterstütz­en. Bei dieser Gelegenhei­t sollte auch gleich kontrollie­rt werden, ob alle pensionsre­levanten Daten wie Versicheru­ngsmonate oder Pensionsko­ntogutschr­iften korrekt und vollständi­g erfasst sind. Kennt man seinen individuel­len Pensionsan­spruch hat man eine gute Basis für die weitere Vorsorgepl­anung.

Wenn Sie sich dafür interessie­ren, wie Sie bestmöglic­h finanziell für Ihre Pension vorsorgen können, so sollten Sie ein umfassende­s Beratungsg­espräch mit einem vertrauens­vollen, zuverlässi­gen und fachlich kompetente­n Vorsorgesp­ezialisten führen.

Orientieru­ng finden Interessie­rte unter: www.hdi-leben.at/ beratersuc­he Im nächsten KURIER Schwerpunk­tthema am 3. November erfahren Sie, warum eine ZEITWERTsi­cherung bereits für Kinder sinnvoll ist.

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Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter HDI LEBEN

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