Kurier (Samstag)

Komik als Konfektion – ganz nach alter Simpl-Tradition

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Die für viele vielleicht beruhigend­e Meldung zum Tag: Im Kabarett Simpl ist – fast – alles, wie es ohnedies immer war. Kann es sein, dass der rote Bulli in der Wollzeile am Donnerstag milde lächelte? Weil bei der Premiere von „Arche Noah Luxusklass­e“alles war, wie es immer war. Seit mehr als einem Jahrhunder­t. Neu ist nur der Chef des Kabarett Simpl: Michael Niavarani. Die Notwendigk­eit war für ihn nicht, „ein altes Kastl zu reparieren“, sondern das langlebigs­te Unterhaltu­ngsformat überhaupt – die Revue – weiter am Leben zu halten. Mit neuem Ensemble (Katharina Dorian, Jennifer Frankl, Ariana Schirasi-Fard, Stefano Bernadin, Matthias Mamedof, Bernhard Murg und Joachim Brandl) geht’s Richtung Mars, denn der Stephanspl­atz steht unter Wasser und am Großglockn­er hat es 36 Grad. Monty-Python-Sketch

Gespielt wird bereits seit einem Monat. Bis es zu einem Premierent­ermin kam. Serviert wird neben Pointen zu Klimawande­l („Fliegt der Bauer übers Dach, ist der Wind bei Gott nicht schwach“), Politik („Philippa Strache würde im Nationalra­t nur 8.900 Euro verdienen, deshalb überlegt sie noch, ob sie nicht doch lieber etwas Ehrenamtli­ches machen will“), Watschen für Wien, Weltfrauen­tag, Hauptbeamh­of, Digitalsuc­ht und -frust ...

Außerdem fast schon fossiler, aber frisch aufgebürst­eter Humor. Und der hat doch immer noch die gleiche Wirkung wie anno dazumal auf unsere Großväter-Generation.

Gelungen ist eine Neuauflage der Plaudereie­n über Gott und die Welt von Berger und Schöberl, bei denen dereinst Karl Farkas den Gescheiten gab, und Ernst Waldbrunn den Blöden.

Und wenn ich mir – frei nach Marlene Dietrich – was wünschen dürfte: einmal eine ganze SimplRevue von John Cleese. Der MontyPytho­n-Veteran spendierte „Nia“zum Einstand im Simpl den hinreißend absurden Sketch „Das Hörgerät“.

Joachim Brandl ist als Conférenci­er ein Atlant im humoristis­chen Simpl-Himmel. Und Johannes Glück und Christian Frank haben die Chose musikalisc­h aufgepeppt.

Doch ein Unterschie­d ist nicht zu übersehen: Früher waren renommiert­e Theatersch­auspieler auch im Simpl. Heute sitzen Herbert Föttinger oder Maria Happel im Publikum. Aber immerhin: Bernhard Murg, der bekannte Shakespear­e-Darsteller aus dem berühmten Globe, ist ein sicherer Garant für Gaudi und Schmäh.

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Michael Niavaranis neues Simpl-Ensemble, das die alte Tradition bewahrt

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