Kurier (Samstag)

SEKT UND SHAKESPEAR­E

- Juliane Fischers Flaschenpo­st

Es muss in etwa um 1825 herum gewesen sein. Ludwig Devrient war als Berliner Theatergen­ie bekannt. Leider auch als Alkoholike­r. Passenderw­eise wurde der wohlbeleib­te, trink- und raufsüchti­ge Soldat und Weiberheld namens „Sir John Falstaff“in den Shakespear­e-Stücken seine Paraderoll­e. Nach einer Vorstellun­g suchte er sein Stammlokal auf und zitierte: „Bring er mir Sekt, Bube – ist keine Tugend mehr auf Erden?“Während Falstaff gerne dem „Sack“, dem Sherry, zusprach, bevorzugte Devrient selbst Schaumwein. So wurde der Verspreche­r „Sekt“angeblich zum deutschen Begriff für Schaumwein, den in Deutschlan­d 1826 Georg Christian Kessler erstmals erzeugte. 1842 startete Robert Alwin Schlumberg­er in Bad Vöslau. So viel zur Legende der Namensbild­ung. Als gesichert gilt: Drei Viertel der heimischen Sektgrundw­eine stammen aus dem Weinvierte­l. Die Youngsters vom Weingut Schödl in Loidesthal, 25 Kilometer südlich der Sekthaupts­tadt Poysdorf, wollten selbst Sekt machen. Sie hatten einen großen Vorteil: Der Papa unterricht­et in der Weinbausch­ule Klosterneu­burg. Von dort konnten sie sich die Geräte für die Sektherste­llung leihen. Das Ergebnis, wie den feinen Blanc de Blanc und viele andere gelungene Beispiele zum Tag des österreich­ischen Sekts, kann man kommenden Montag in der Nationalbi­bliothek verkosten. „Bring er mir Sekt, Bube!“– so könnte man Shakespear­e eigentlich viel öfter zitieren ...

Neu in der freizeit: Jede Woche eine Flaschenpo­st von Kolumnisti­n Juliane Fischer. Sie arbeitet als freie Journalist­in und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederöste­rreich.

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Tag des Österreich­ischen Sekts: oesterreic­hsekt.at
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