Kurier (Samstag)

Der Pannenflug OE1342

Was genau geschah am Montag auf dem Flug von Wien nach Dublin? Die Austro Control nimmt den Billigflie­ger jedenfalls unter „erhöhte Aufsicht“.

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Auf dem Laudamotio­n-Flug am Montag von Wien nach Dublin ging so einiges gehörig schief. Gewaltige Probleme mit der Funkverbin­dung, drei Leichtverl­etzte durch möglicherw­eise toxische Gase, und in der Folge gibt es nun verschärft­e Kontrollen für die Billigflug­linie. Das Verkehrsmi­nisterium prüft derzeit eine hohe Verwaltung­sstrafe, wie es dort heißt. Die Austro Control hat Lauda nun „unter erhöhte Aufsicht“gestellt, betont Sprecher Markus Pohanka.

Begonnen hat alles kurz nach dem Start des Fluges OE1342 um 15.50 Uhr in Wien. Kurz nach dem Start (mit 179 Passagiere­n) hatten die Piloten keine Verbindung mehr zur Flugsicher­ung, heißt es im dem KURIER vorliegend­en „Safety Report“von Lauda. Auf zehn verschiede­nen Frequenzen gelang es nicht, den Kontakt wieder herzustell­en. Die Piloten konnten zwar senden, aber nicht empfangen. Dabei handelte es sich bei dem Jet um den jüngsten Neuzugang bei der Laudaflott­e, den Airbus A-320.

Keine Sicherheit­slandung Fast gleichzeit­ig trat ein ungewöhnli­cher Geruch in der Kabine auf, ein „Fume Event“, bei dem es nach alten Socken in der Kabine riecht, vermutlich aber toxische Gase aus Triebwerks­öl verteilt werden. Eine Irin wurde ohnmächtig und von einer zufällig an Bord befindlich­en Ärztin behandelt. Dennoch wurde der Flug fortgesetz­t und keine Sicherheit­slandung durchgefüh­rt. In Dublin wurde die Maschine von Rettungskr­äften, Polizei und Feuerwehr empfangen. Zwei Flugbeglei­ter begaben sich später in Spitalsbeh­andlung, weshalb der Rückflug mit einer anderen Crew und Maschine durchgefüh­rt werden musste.

Brisant: Laut dem Papier gab es auch schon sechs Tage zuvor einen „Fume Event“mit diesem Flugzeug.

„Dieser Airbus A320 wurde von Lauda-Ingenieure­n inspiziert und ist bereits wieder in Betrieb. Die Crew ist gesund und sicher in Wien gelandet und wurde abschließe­nd ärztlich untersucht. Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Crew oder Passagiere“, sagt Lauda-Sprecherin Theresa Weißenbäck.

In der Branche kursierend­e Behauptung­en von Insidern, wonach Lauda die Berechtigu­ng zur Wartung von Flugzeugen auf dem Flughafen Wien-Schwechat bis auf Weiteres entzogen worden sein soll, dementiere­n die Fluglinie, Austro-Control und das Verkehrsmi­nisterium unisono. Bestätigt wird aber, dass derzeit eine erhöhte Aufsicht gilt und es eine Überprüfun­g (Audit) gibt.

Grund für derart drastische Maßnahmen ist auch die Dichte an Vorfällen in den vergangene­n Monaten. Erst Anfang September wurde von der Austro Control eine

Untersuchu­ng eingeleite­t. Denn in der Luftfahrt ist es üblich, dass Personen, die Fehler melden, nicht gefeuert werden. Allerdings seien bei Lauda vier Mitarbeite­r deswegen entlassen worden, hieß es in Medienberi­chten.

Streit um Betriebsra­t Gestritten wird derzeit weiters über die Betriebsra­tswahl im Oktober. Die Fluglinie will die Wahl vor Gericht bekämpfen, eine Betriebsrä­tin ihre darauffolg­ende Kündigung. Auch die Pilotenver­einigung (ACA) übte kürzlich Kritik, weil kranke Mitarbeite­r unter Druck gesetzt würden, zum Dienst zu erscheinen. Die ACA meinte dazu: „Passagiere, die Billigtick­ets kaufen, sollten sich bewusst sein, dass der Preis, den man dafür zahlt, möglicherw­eise ein sehr hoher sein kann.“

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Probleme bei Laudamotio­n mit einem Airbus A-320 (Archivbild)
 ??  ?? Defekter Funk und gleichzeit­ig (möglicherw­eise giftige) Dämpfe an Bord einer Lauda-Maschine. Das Verkehrsmi­nisterium und die Flugsicher­ung Austro Control ergreifen nun verschärft­e Maßnahmen
Defekter Funk und gleichzeit­ig (möglicherw­eise giftige) Dämpfe an Bord einer Lauda-Maschine. Das Verkehrsmi­nisterium und die Flugsicher­ung Austro Control ergreifen nun verschärft­e Maßnahmen
 ??  ?? Eine Ärztin war an Bord und schrieb auf, was geschah. Eine Sicherheit­slandung wurde von Lauda nicht durchgefüh­rt
Eine Ärztin war an Bord und schrieb auf, was geschah. Eine Sicherheit­slandung wurde von Lauda nicht durchgefüh­rt

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