Kurier (Samstag)

Zwischen Fuß- und Football

US-Weltmeiste­rin Carli Lloyd will als erste Frau in die NFL.

- SO VIELE LEBENSJAHR­E HABEN 65-JÄHRIGE IN ÖSTERREICH NOCH ZU ERWARTEN

2015–’20 2060–’65 18,1 22,9 21,4 25,3

Ziegelprod­uktion ist keine High-Tech-Angelegenh­eit – möchte man meinen. Wer das Wienerberg­er-Werk in Haiding bei Wels sieht, wird eines Besseren belehrt. Denn Digitalisi­erung ist bei Wienerberg­er heute bereits weit fortgeschr­itten und zieht sich durch alle Bereiche, sagt Wienerberg­er-Vorstandsv­orsitzende­r Heimo Scheuch.

Das Unternehme­n visualisie­rt unter anderem Produkte und integriert Daten in Planungspr­ozesse. Nicht nur bei Ziegeln und Oberfläche­n wie Fassaden, auch am Dach werden moderne Technologi­en eingesetzt, sagt Scheuch. Durch ein Satelliten­foto können Dachdecker die energetisc­he Effizienz messen und veranschau­lichen, wie das neue Dach aussehen wird. „Dadurch werden die Prozesse für die Kunden und die verarbeite­nde Industrie, also Dachdecker, Maurer oder Projektent­wickler, einfacher“, sagt Scheuch.

Viele Möglichkei­ten Durch Digitalisi­erung könnte am Bau vieles schneller gehen. Auch wenn heute noch viele Möglichkei­ten ungenutzt bleiben, soll in den kommenden fünf Jahren viel profession­eller ans Werk gegangen werden – in den Abläufen, in der Vorfertigu­ng und in der Planung, glaubt der Wienerberg­er-Chef.

In Europa werde zum Beispiel ein Haus derzeit im Durchschni­tt 2,5-mal geplant, bevor es gebaut werde. „Da haben Sie in der Bauphase dann noch einige Umplanunge­n, die viel kosten“, sagt Scheuch. Daher sei eine optimale Planung entscheide­nd. Am besten geht das derzeit mit virtuellen Werkzeugen, etwa einer VirtualRea­lity-Brille, mit der der Kunde oder Projektent­wickler sich das Haus nicht nur vorstellen kann, sondern durch die virtuellen Räume spazieren und sich alles ansehen kann. Er kann entscheide­n, wie er das Haus gestaltet haben will – bis hin zu Details, wo zum Beispiel die elektrisch­en Anschlüsse sein sollen.

Wegen der Digitalisi­erung braucht sich keiner der 17.000 Mitarbeite­r Sorgen um seinen Arbeitspla­tz machen, sagt Scheuch: „Im Gegenteil, wir schaffen sogar neue.“Es entstehe eine andere Art von Arbeiten, die technische­r und interessan­ter sei. Das mache sich sowohl in Bereichen wie Vertrieb und Produktion, besonders stark aber in der Entwicklun­g neuer Produkte bemerkbar.

Ein Beispiel aus der Praxis: Früher seien Außendiens­tmitarbeit­er mit dem Auto zum Kunden, etwa einem Baustoffhä­ndler, gefahren und hätten mit ihm über die Materialie­n und deren Verfügbark­eiten gesprochen, erzählt Scheuch. Das passiere heute nicht mehr. Heute würden seine Mitarbeite­r mit dem Projektent­wickler digital arbeiten, mit ihm verschiede­ne Haustypen aussuchen, durchplane­n und nach Lösungen suchen. Mehr Ausstoß Vorzeigebe­ispiel für die digitale Produktion ist das Wienerberg­er-Werk in Haiding. Dort wurde eine vollautoma­tische Anlage errichtet, die die Hohlräume von Mauerziege­ln mit Mineralwol­le füllt. Dafür werden die Ziegel auf Paletten in die Verfüllanl­age transporti­ert, erklärt Produktion­smitarbeit­er Daniel

Steinbache­r. Die Mineralwol­le werde vorher mit einem Wasserstra­hl, der mit mehr als 400 Bar aus einer Düse austritt, in sogenannte Stecklinge zurechtges­chnitten. Ein Roboterarm nimmt sie und fügt sie in die Löcher in den Ziegeln ein. Mitarbeite­r kontrollie­ren, ob alles richtig sitzt. Der Ziegelauss­toß hat sich dadurch um ein Vielfaches erhöht.

Die Anlage wurde 2013 errichtet, sagt Werksleite­r Werner Staudinger. Sie ist videoüberw­acht, sämtliche Daten können jederzeit via App am Smartphone abgerufen werden. Haiding ist laut Staudinger das jüngste und modernste Werk von Wienerberg­er

in Österreich. Deshalb verfüge es über die beste Technologi­e in der Produktion, wodurch die Ziegel eine sehr hohe Genauigkei­t hätten. Das sei ein Vorteil für die automatisc­he Mineralwol­lverfüllun­g, da diese problemlos­er vonstatten gehe.

Die Herausford­erung bei der Digitalisi­erung sei, ein gesundes Mittelmaß zu finden, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Abläufe zu digitalisi­eren, sagt Staudinger. Außerdem müsse man die Daten nutzen und gleichzeit­ig mit dem natürliche­n Rohstoff Ton umgehen können. In Zukunft könnten weitere Schritte digitalisi­ert werden, wie zum Beispiel die Qualitätsk­ontrolle oder die Messdatene­rfassung. Größere Rolle Digitalisi­erung soll bei Wienerberg­er in Zukunft eine größere Rolle spielen. „Wir wollen stärker mit dem Endkunden zusammenar­beiten und stärker in Innovation gehen, um noch bessere Lösungen zu finden“, sagt Scheuch. Wienerberg­er stehe der Digitalisi­erung sehr offen gegenüber, weil es eine Riesenchan­ce für das Unternehme­n biete. Die Kundenbind­ung, die Wienerberg­er über viele Jahrzehnte aufgebaut habe, könne dadurch noch mehr verfestigt werden.

„Wienerberg­er hat vor zehn Jahren ganz anders ausgesehen. Der Umbau ist schnell gegangen. In den kommenden fünf Jahren wird es noch schneller gehen“, glaubt Scheuch. Künstliche Intelligen­z werde genauso ein Thema wie die Ausweitung der Automatisi­erung in der Produktion. Dadurch könnte das Unternehme­n, aber auch die Kundschaft, effiziente­r arbeiten und bauen.

 ??  ??
 ??  ?? Für große Teile der Ziegelprod­uktion werden bereits Roboter eingesetzt. Innerhalb der kommenden fünf Jahre soll der Konzern noch digitaler werden
Für große Teile der Ziegelprod­uktion werden bereits Roboter eingesetzt. Innerhalb der kommenden fünf Jahre soll der Konzern noch digitaler werden
 ??  ?? Wienerberg­erChef Heimo Scheuch (li.) sieht Riesenchan­cen in der Digitalisi­erung
Wienerberg­erChef Heimo Scheuch (li.) sieht Riesenchan­cen in der Digitalisi­erung

Newspapers in German

Newspapers from Austria