Kurier (Samstag)

Der Tod und das Würschtel

- VON BARBARA MADER barbara.mader@kurier.at

Das Jahr ist noch nicht zu Ende, da drängt sich schon eine Bilanz auf. Jene der Kolumnen, die am meisten Leserpost bekamen. Die WienerWürs­chtel-Ansichten beschäftig­ten besonders viele Leser.

Einerseits erreichten das Redaktions­komitee Anregungen über die Schreibwei­se: Würstel oder Würschtl, aber keinesfall­s Würschtel, so der Tenor. Danke für die Anregung. Wir bleiben gern beim Würschtel.

Vorsichtsh­alber (wir sind ja nur nach außen hin stur, innerlich wird selbstvers­tändlich gezweifelt!) haben wir nachgefrag­t. Manfred Glauninger, Soziolingu­ist am Institut für Österreich­ische Dialekt- und Namenlexik­a, hat folgende Auskunft:

„Würstel heißt es offiziell. Ob Würschtel oder Würschtl – da geht beides. Es gibt ja keine kodifizier­te Norm im Dialekt ... was es allerdings gibt: jede Menge ExpertInne­n.“

Anderersei­ts trafen Menüvorsch­läge ein („heute gibt’s Würschtel mit Saft“), Anekdoten (über Taxler, Strizzis, Rettungssa­nitäter und andere Würstelsta­nd-Besucher) sowie Ezzes zu „Geheimtipp­s“, die ich keinesfall­s ausplauder­n dürfe. Also gut, ich sage es nur Ihnen: Der 16er Würstelsta­nd am Brunnenmar­kt soll ganz außerorden­tlich sein. Außerdem hat er ein André Heller-Zitat auf der Homepage: Wean, du bist a zehnmal kochts Burenheitl.

Heller führt uns zurück zur Rangliste der meistkomme­ntierten Kolumnen. Einst ließ er wissen, er wäre nach seinem Ableben gerne in einem Ehrengrab am Zentralfri­edhof begraben, denn das hätte den Vorteil, dass sich sein Sohn nicht um die Grabpflege kümmern müsse – schließlic­h übernehme das die Stadt. Geht es nach den KURIER-Lesern, sollte er dort dereinst ungestört ruhen: Allein die Frage, ob man sich, wie vom Magistrat vorgeschla­gen, am Friedhof sportlich ertüchtige­n solle, regte enorm auf.

Würde man an dieser Leserbrief-Bilanz nun messen wollen, was die Wiener wirklich interessie­rt, dann müsste man eindeutig feststelle­n:

Der Tod und das Würschtel. Doch auf derartige Klischees lassen wir uns gar nicht erst ein.

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