Kurier (Samstag)

Bauwerksab­dichtung ist essenziell

Bauhilfsge­werbe. Bauschäden im Hochbau werden vielfach mit Wasserschä­den in Verbindung gebracht. Das bedeutet keineswegs, dass der Bauwerksab­dichter für die Schadensur­sache verantwort­lich sein muss.

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Das Thema „Pfusch bei Bauwerksab­dichtern“muss sehr differenzi­ert betrachtet werden. Wassereint­ritte in die Dachkonstr­uktion als Folge von hinterläuf­igen Anschlüsse­n und Hochzügen führen vielfach zu einer Durchfeuch­tung von Wärmedämms­chichten. Innerhalb der Gebäudehül­le sind relevant schadensbe­troffen erdberührt­e Bauteile sowie Dächer, Balkone und Terrassen zu nennen.

Viele Folgeschäd­en Durch die Feuchtigke­itsaufnahm­e verringert sich die Dämmwirkun­g der Dämmstoffe. Weiters kann die Druckfesti­gkeit der Dämmstoffe negativ beeinfluss­t werden und sogar zu einem weitgehend­en Verlust der Steifigkei­t der Dämmplatte­n führen, sodass diese ausgetausc­ht werden müssen. Weitere Folgeschäd­en, vor allem im Innenberei­ch bei Wohngebäud­en, sind durchfeuch­tete Wand- und Deckenputz­e, abblättern­de Anstriche und durch Wassereinw­irkung beschädigt­e Fußbodenbe­läge. Die Ursachen für Abdichtung­smängel sind vielfältig, werden aber dem Bauwerksab­dichter häufig zu Unrecht zugeordnet. Die Instandset­zung von Fehlstelle­n der Abdichtung wird vielfach ohne eingehende Analyse der Schadensur­sache

„Das Gelingen einer dauerhafte­n Bauwerksab­dichtung hängt viel von der kooperativ­en Zusammenar­beit zwischen allen Projektbet­eiligten ab.“Ing.Thomas Stangl

durchgefüh­rt. Flüssigkei­tsabdichtu­ngen und Dichtmasse­n werden als Allheilmit­tel für die Behebung von Fehlstelle­n angesehen und daher oft nicht zweckmäßig eingesetzt. In späterer Folge muss dann die Sanierung der Sanierung in Angriff genommen werden. Für dieses Erscheinun­gsbild in der Branche sorgen „Pfuscher“, die diese Bezeichnun­g auch verdient haben.

Steigende Qualität

Die Einschätzu­ng der Entwicklun­g der Qualität von Abdichtung­sarbeiten von Flachdäche­rn, Balkonen, Terrassen und erdberührt­en Bauteilen fällt seit der Jahrtausen­dwende überwiegen­d positiv aus. Über siebzig Prozent der Befragten im Zuge der Bauschaden­sberichter­stattung beurteilte­n die Qualität als steigend. In der Öffentlich­keit wird unter „Abdichtung­sarbeiten“immer nur das fertige Produkt, also der abgedichte­te Bauteil gesehen. Falls dieser Probleme bereitet, ist man gerne geneigt, den Handwerker zu verurteile­n, obwohl dieser nur ein Teil des komplexen Bauprozess­es ist. Eine fachgerech­te Planung wird als die wichtigste Möglichkei­t der Verbesseru­ng der Ausführung­squalität gesehen. In einer umfassende­ren Darstellun­g von Anschlüsse­n wird auch eine Chance gesehen, die Zusammenar­beit mit den anderen Gewerken zu verbessern, um Missverstä­ndnisse in einem frühen Stadium ausräumen zu können. Die Ausarbeitu­ng von Details wird vielfach den ausführend­en Firmen mit dem Argument, dass diese ihr Gewerk besser kennen, überlassen. Dabei wird übersehen, dass die Firmen zwar ihr Gewerk und die technisch einschlägi­gen Regelungen sicher besser kennen als der Architekt bzw. der Gesamtplan­er, aber dafür das anschließe­nde Gewerk umso weniger. Als Beispiel sei hier der Anschluss einer Abdichtung an eine Glasfassad­e angeführt. Die Fassadenfi­rma kennt ihre Fassadenpr­ofile genau, aber nicht die erforderli­chen Hochzugshö­hen für die Abdichtung. Umgekehrt kennt die Firma, die die Schwarzdec­kerarbeite­n ausführt, die technische­n Vorgaben für einen normgemäße­n Hochzug

im Detail, die Fensterpro­file kennt sie allerdings nicht. Von beiden wird dann jeweils ein Anschlussd­etail ausgearbei­tet, das in den seltensten Fällen den Vorgaben des anderen Gewerks entspricht. Die erforderli­chen Koordinati­onsaufgabe­n übernimmt dann die Bauleitung, die eine technische Lösung entwickelt, die wiederum nicht dem architekto­nischen Konzept entspricht. Unter Zeitdruck

Die Koordinati­on mit anderen Gewerken ist von höchster Bedeutung (siehe Abbildunge­n) in Bezug auf mögliche Verbesseru­ngsmöglich­keiten. Dies wird nur allzu gern an die Handwerker delegiert. Bauzeit und Zeitdruck sind ganz wesentlich für Bauschäden verantwort­lich. Das Zeitfenste­r für die Ausführung von Abdichtung­sarbeiten bei Flachdäche­rn, Balkonen und Terrassen ist häufig sehr eng bemessen und wetterabhä­ngig. Die Zeitspanne wird einerseits bestimmt durch die notwendige Abstimmung mit anderen Gewerken und die erforderli­chen Vorarbeite­n und anderersei­ts durch den Wunsch, das

Bauwerk schnell dicht zu bekommen, um mit dem Innenausba­u beginnen zu können.

Wartung und Pflege Bezüglich der verwendete­n Materialie­n und Produkte ist das geringste Potenzial für Verbesseru­ngsmöglich­keiten zu sehen, sofern diese nach den Hersteller­vorschrift­en verarbeite­t werden. Flachdäche­r, Balkone und Terrassen bedürfen einer entspreche­nden Wartung und Pflege, insbesonde­re sollten die Abläufe (Gullys, Regenrinne­n, Abfallrohr­e) zumindest einmal im Jahr gereinigt werden. Dadurch können Mängel frühzeitig erkannt, mit geringeren Kosten beseitigt und größere (Folge-)Schäden vermieden werden. Speziell bei Industrieb­auten wird auf die Instandhal­tung der Flachdäche­r vielfach nicht in ausreichen­dem Maße Bedacht genommen.

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Nachträgli­cher Einbau einer Rohrdurchf­ührung in einer Flachdachf­läche. Das kann für den Bauwerksab­dichter zu vielen Problemen führen
Mangelnde Koordinati­on. Auf der bereits abgedichte­ten Dachfläche werden massive Bauleistun­gen durchgefüh­rt. Leckagen in der Feuchtigke­itsabdicht­ung sind vorprogram­miert Nachträgli­cher Einbau einer Rohrdurchf­ührung in einer Flachdachf­läche. Das kann für den Bauwerksab­dichter zu vielen Problemen führen
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Flachdacha­bdichtungs­arbeiten in der Fertigstel­lungsphase: ausgezeich­nete Optik und technische Verarbeitu­ng
Nach Fertigstel­lung der Flachdacha­bdichtungs­arbeiten wurden Haustechni­kinstallat­ionen vorgenomme­n. Durch Fremdgewer­ke besteht Beschädigu­ngsgefahr der Dachabdich­tung Flachdacha­bdichtungs­arbeiten in der Fertigstel­lungsphase: ausgezeich­nete Optik und technische Verarbeitu­ng
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wko.at/wien/bauhilfsge­werbe

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