Künstlerhaus - ein Gebäude im permanenten Wandel
Albertina modern. Die Kunst der Gegenwart wohnt künftig in einem Haus mit faszinierender Vergangenheit
Wenn die „Albertina modern“am Karlsplatz am 12. März 2020 mit der Ausstellung „The Beginning. Kunst in Wien 1945-1980“eröffnet, hat das Künstlerhaus eine umfassende Sanierung und Modernisierung hinter sich.
Ein halbes Jahr wurde in Archiven geforscht. Für Christian Benedik, Architekturexperte in der Albertina, war die Frage: „Wie erreichen wir Authentizität? Wie können wir dem Künstlerhaus seinen wunderbaren Eingangsbereich wieder zurückgeben?“
Zustand wie 1865
Man hatte dort den alten italienischen Terrazzoboden herausgerissen und durch einen „Schinkenmarmor“aus Salzburg ersetzt.
Das Problem war grundsätzlicher Natur. „Eigentlich war das Künstlerhaus nur ein temporäres Gebäude, was Farbigkeit, Nutzung und Ausbau betrifft“, sagt Benedik. „Das Umbauen hat nie aufgehört, weil sich die Anforderungen die Formate und die Größe der Ausstellungen geändert haben.“
Schon 1882 wurde das alte Stiegenhaus abgetragen, 1913 der Hof überdacht, die
Ausstattung im Zeitgeist der Makart-Ära modernisiert. Der Stuck und andere Zierelemente verschwanden, ebenso die Kapitele der Säulen. Noch in der 1960erJahren wollten Architekten der Künstlervereinigung das
Haus abreißen: „Eine gute Idee“, fand sogar das Denkmalamt. Sieben Jahre vergehen, bis das Bau-Juwel unter Schutz gestellt und auch das Wenige, das noch vorhanden war – wie Stiegenhaus und Foyer – noch einmal schlecht restauriert und weiß-grau ausgemalt wird.
„Wenn man so ein Gebäude wie das Künstlerhaus im Sinne eines Renaissancepalastes hingestellt hat, gab es auch eine farbliche Differenzierung. Wir haben die Originalpläne von August Weber im Wien Museum gefunden und gesehen: Er hatte für die Fassade eine feine immer changierende Zweifarbigkeit vorgesehen“, so Benedik. „Und die Restauratoren fanden heraus, dass die Dekorelemente außen nach dem Bau des Musikvereins ungefasst waren. So hat der Dekor auch jetzt wieder den ursprünglichen Braunton des Materials.“
Im Vestibül fand man die alten Farben – Blau, Beige, Rot. Und ganz drunter Gold.
Benedik: „Ich war überzeugt: Will man das wiederherstellen, wie es 1865 bis 1882 war, dann in Gold. Das hat sich dann wieder schön zu einem Ensemble zusammengefügt.“Überhaupt wurde noch überraschend viel Originalsubstanz von 1865 gefunden – für Benedikt „das Schöne an diesem Projekt“.
Zweiter Albertina-Standort