Kurier (Samstag)

Birgit Bierlein, Bundeskanz­lerin

Kabinett Bierlein. Was diese Regierung so beliebt macht, wird eine künftige nicht leisten können

- VON RUDOLF MITLÖHNER

Die Zeit der Übergangsk­anzlerin neigt sich dem Ende zu. Wann sie ihren Schreibtis­ch genau räumen muss, ist aber noch offen.

Niemand weiß, wie lang die „heiße Phase“der Koalitions­verhandlun­gen zwischen ÖVP und Grünen noch dauert (siehe auch Seite 4). Und damit ist auch offen, wie lange die allseits beliebte „Beamten-“bzw. „Übergangsr­egierung“, die formal gesehen einfach eine Bundesregi­erung ist, noch im Amt bleibt.

Klar ist dennoch: die Zeit ihrer Tätigkeit neigt sich dem Ende zu. Und ziemlich klar ist auch: die nachfolgen­de Regierung wird nicht bieten können, was die gegenwärti­ge populär gemacht hat. Dazu zählt, dass es wenig Polarisier­ung gibt. Was natürlich mit der Selbstbesc­hränkung des Kabinetts Bierlein zu tun hat – man wolle verwalten, nicht gestalten, lautete die Devise von Anfang an. Den Job des Verwaltens habe die Regierung gut gemacht, befindet der Politikwis­senschaftl­er Peter Filzmaier im Gespräch mit dem KURIER; das „nicht gestalten“habe man aber doch zu streng gefasst: In Bereichen, wo jede „normale“Regierung befangen ist, weil es um Parteiinte­ressen geht – Stichwort Parteienfi­nanzierung – hätte man sich bleibende Verdienste erwerben können, so Filzmaier. Ähnliches ließe sich wohl auch für ein ORF-Gesetz sagen. Keine Befindlich­keiten Insgesamt empfindet Filzmaier das unaufgereg­t-profession­elle Agieren von Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein und ihrem Team aber ausdrückli­ch als „wohltuend“. Wobei er die Performanc­e jener Minister, welche eher unauffälli­g im Hintergrun­d agierten, noch höher bewertet, als die jener, welche sich punktuell medienwirk­sam in Szene zu setzen verstanden, wie etwa der Innen- und der Verteidigu­ngsministe­r.

Aber ist nicht der Streit um die besten Ideen und Konzepte essenziell für die Demokratie? Wenn es tatsächlic­h um inhaltlich­e Fragen geht, sicherlich.

Aber über weite Strecken befasse sich der politische Diskurs mit Befindlich­keiten und Nebentheme­n und arte nicht selten in bösartigem HickHack aus, meint Filzmaier – der hier auch auf die Rolle der Medien verweist.

Wie das aussieht, wenn eine Regierung in sich schon jede Menge Polarisier­ungspotenz­ial hat, bleibt abzuwarten.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria