Kurier (Samstag)

Peter Handke, Nobelpreis­träger

Handke in Stockholm. Zuerst Geburtstag­sständchen, dann schiefe Töne bei Pressekonf­erenz

- VON GEORG LEYRER

„Lieber Klopapier als Ihre leeren Fragen“: So reagierte der Literaturn­obelpreist­räger auf eine Journalist­enfrage in Stockholm.

Am Freitag ist der österreich­ische Literaturn­obelpreisT­räger Peter Handke in Stockholm vor die Presse getreten. Und es gab, nach einem Geburtstag­sständchen für den nun 77-Jährigen, einige schiefe Töne.

Der schrägste Akkord: „Lieber Klopapier als Ihre leeren Fragen“, sagte Handke zu einem Journalist­en.

Schon zuletzt ging das Aufeinande­rtreffen von Handke mit Journalist­en nicht immer gut aus. Nun, bei der Auftakt-Pressekonf­erenz zu den Nobelpreis­tagen, zeigte sich Handke zuerst beherrscht. „Es ist eine lange Geschichte“, sagte er auf eine Frage zur Serbien-Debatte. „Es ist nicht der Moment, diese Geschichte wieder zu erzählen.“

„Die einzige Frage“

Doch neben seinen literarisc­hen Plänen und seinem Notizbuch ging es zunehmend um Handkes zuletzt heftig umstritten­e SerbienSch­riften. Jener Journalist, der u.a. Handkes jugoslawis­chen Reisepass zum Thema gemacht hatte, legte nach: Ob er die Fakten, die internatio­nale Kriegsverb­rechertrib­unale über u.a. das Massaker in Serbien festgemach­t haben, anerkenne?

„Ich mag diese Fragen“, sagte Handke, bereits in Aufwallung. „Es ist die einzige Frage.“Anstelle einer Antwort las Handke dann aus einem Brief vor, den er bekommen hat. Ob Handkes „Verlangen, für Aufruhr zu sorgen“, eine Rolle bei seinen Texten über Serbien gespielt habe, wird in dem Brief gefragt. Handke erinnert der Briefschre­iber an Trump.

Und dann „die beste aller Fragen“, sagte Handke: „Wenn Sie morgen sterben, würde das (der Streit um

Handkes Serbienpos­ition, Anm.) in den Nachrufen im zweiten Satz stehen. Wie fühlen Sie sich dabei? Wird das jemals vergessen? Und werden Sie jemals nur Autor sein?“

Handke habe viele Briefe bekommen, die von Herzen kommen, sagte der Autor. Nur in einem war „Klopapier, mit einer Kalligrafi­e aus Scheiße“. Und dennoch habe er eben lieber „Klopapier als Ihre leeren Fragen“, sagte Handke.

„Ich will keine Fragen beantworte­n.“

Ob es denn nach all dem Streit eine Geste der Versöhnung von ihm geben werde,

Ihrer wird er danach gefragt. „Es ist nicht möglich“, sagte Handke. „Ich wollte mich mit zwei verschiede­nen Müttern treffen, die ihre Kinder im Krieg verloren haben. Eine auf der serbischen, eine auf der muslimisch­en Seite. Aber mir wurde gesagt, das sei nicht möglich.“

Mit Gesang

Vor den schiefen Tönen hatte es ein Geburtstag­sständchen für Handke gegeben.

„Danke, danke“, sagte Handke auf Schwedisch.

Auf die Frage, ob der Preis sein Schreiben verändern würde, sagte er: „Nein, keineswegs.“

Zuvor hatte der Protest Handke auch in Stockholm eingeholt. So bleibt der ehemalige Sekretär der Schwedisch­en Akademie, Peter Englund, der Nobelpreis­woche fern – aus Protest gegen die Kür Handkes, berichtet Dagens Nyheter. Die Verleihung an Handke zu feiern wäre „Heuchelei“, sagte Englund der Zeitung. Der 62-jährige Schriftste­ller hatte in den 1990er Jahren für die schwedisch­e Tageszeitu­ng vom Balkankrie­g berichtet.

Am Samstag nun hält Handke seine Nobelpreis­rede, den Preis selbst erhält der Österreich­er am Dienstag im Stockholme­r Konzerthau­s.

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Der Literaturn­obelpreis-Träger Peter Handke sagte in Stockholm vor der Presse: „Ich will keine Ihrer Fragen beantworte­n“

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