Peter Handke, Nobelpreisträger
Handke in Stockholm. Zuerst Geburtstagsständchen, dann schiefe Töne bei Pressekonferenz
„Lieber Klopapier als Ihre leeren Fragen“: So reagierte der Literaturnobelpreisträger auf eine Journalistenfrage in Stockholm.
Am Freitag ist der österreichische LiteraturnobelpreisTräger Peter Handke in Stockholm vor die Presse getreten. Und es gab, nach einem Geburtstagsständchen für den nun 77-Jährigen, einige schiefe Töne.
Der schrägste Akkord: „Lieber Klopapier als Ihre leeren Fragen“, sagte Handke zu einem Journalisten.
Schon zuletzt ging das Aufeinandertreffen von Handke mit Journalisten nicht immer gut aus. Nun, bei der Auftakt-Pressekonferenz zu den Nobelpreistagen, zeigte sich Handke zuerst beherrscht. „Es ist eine lange Geschichte“, sagte er auf eine Frage zur Serbien-Debatte. „Es ist nicht der Moment, diese Geschichte wieder zu erzählen.“
„Die einzige Frage“
Doch neben seinen literarischen Plänen und seinem Notizbuch ging es zunehmend um Handkes zuletzt heftig umstrittene SerbienSchriften. Jener Journalist, der u.a. Handkes jugoslawischen Reisepass zum Thema gemacht hatte, legte nach: Ob er die Fakten, die internationale Kriegsverbrechertribunale über u.a. das Massaker in Serbien festgemacht haben, anerkenne?
„Ich mag diese Fragen“, sagte Handke, bereits in Aufwallung. „Es ist die einzige Frage.“Anstelle einer Antwort las Handke dann aus einem Brief vor, den er bekommen hat. Ob Handkes „Verlangen, für Aufruhr zu sorgen“, eine Rolle bei seinen Texten über Serbien gespielt habe, wird in dem Brief gefragt. Handke erinnert der Briefschreiber an Trump.
Und dann „die beste aller Fragen“, sagte Handke: „Wenn Sie morgen sterben, würde das (der Streit um
Handkes Serbienposition, Anm.) in den Nachrufen im zweiten Satz stehen. Wie fühlen Sie sich dabei? Wird das jemals vergessen? Und werden Sie jemals nur Autor sein?“
Handke habe viele Briefe bekommen, die von Herzen kommen, sagte der Autor. Nur in einem war „Klopapier, mit einer Kalligrafie aus Scheiße“. Und dennoch habe er eben lieber „Klopapier als Ihre leeren Fragen“, sagte Handke.
„Ich will keine Fragen beantworten.“
Ob es denn nach all dem Streit eine Geste der Versöhnung von ihm geben werde,
Ihrer wird er danach gefragt. „Es ist nicht möglich“, sagte Handke. „Ich wollte mich mit zwei verschiedenen Müttern treffen, die ihre Kinder im Krieg verloren haben. Eine auf der serbischen, eine auf der muslimischen Seite. Aber mir wurde gesagt, das sei nicht möglich.“
Mit Gesang
Vor den schiefen Tönen hatte es ein Geburtstagsständchen für Handke gegeben.
„Danke, danke“, sagte Handke auf Schwedisch.
Auf die Frage, ob der Preis sein Schreiben verändern würde, sagte er: „Nein, keineswegs.“
Zuvor hatte der Protest Handke auch in Stockholm eingeholt. So bleibt der ehemalige Sekretär der Schwedischen Akademie, Peter Englund, der Nobelpreiswoche fern – aus Protest gegen die Kür Handkes, berichtet Dagens Nyheter. Die Verleihung an Handke zu feiern wäre „Heuchelei“, sagte Englund der Zeitung. Der 62-jährige Schriftsteller hatte in den 1990er Jahren für die schwedische Tageszeitung vom Balkankrieg berichtet.
Am Samstag nun hält Handke seine Nobelpreisrede, den Preis selbst erhält der Österreicher am Dienstag im Stockholmer Konzerthaus.