Kurier (Samstag)

Semmeringt­unnel bitte warten

Semmering-Basistunne­l. Einsturz und Wasseraust­ritt verzögern die Arbeiten um ein Jahr – Fertigstel­lung 2027

- VON THERESA BITTERMANN

Arbeiten. Nach einem Einsturz und Wasseraust­ritt verzögert sich die Eröffnung um ein Jahr.

Noch finden die Bauarbeite­n des Semmering-Basistunne­ls in einem „schwierige­n Teil des Berges“statt, hieß es am Freitagvor­mittag bei einer Pressekonf­erenz der Österreich­ischen Bundesbahn­en (ÖBB). Nach einigen Zwischenfä­llen im vergangene­n Jahr verspäte sich deswegen die Fertigstel­lung nun um ein Jahr bis 2027, kündigte Projektlei­ter Gerhard Gobiet an. Kosten würden dadurch keine zusätzlich­en anfallen: „Bestimmte Risiken sind in unserem Budget von 3,3 Milliarden Euro eingerechn­et. Diese Zwischenfä­lle bedeuten keine Mehrkosten“, versichert­e er.

Im Juli 2019 stießen die Arbeiter auf eine Bergwasser­ader. Der Wasserstro­m war so stark, dass Wassermass­en tagelang durch den Göstritzun­d den Auebach in die Schwarza flossen. „In diesem Teil des Berges haben wir es mit stark wasserführ­enden Bereichen zu tun. Das Massiv hier besteht vorwiegend aus Schiefer, der sehr porös ist – das macht die Arbeit so heikel“, schilderte der zuständige Sachverstä­ndige Wulf Schubert von der Technische­n Universitä­t Graz. Kritischer Bereich

Seit dem Wasseraust­ritt werden an der betroffene­n Stelle zusätzlich­e Vorerkundu­ngen durchgefüh­rt. „Was wir Meter für Meter vorfinden, können wir nie ganz genau wissen, aber es wird mit erhöhter Vorsicht gearbeitet. Vorerkundu­ngen passieren daher laufend“, sagte Schubert. In einem 1.000 m² großen Pufferbeck­en an der betroffene­n Stelle werde das Wasser gereinigt, bevor es an die Oberfläche gepumpt wird, schilderte Gobiet.

Und: Etwa 150 Meter müsse man sich noch durch diesen kritischen Bereich des

Bergmassiv­s arbeiten. Danach sei zwar auch noch mit Wasserstel­len zu rechnen, allerdings befinde man sich dann wieder im festeren Gestein, was die Arbeiten deutlich erleichter­e, sagt Schubert. Die kritischen 150 Meter hofft Gobiet bis Ende dieses Jahres erfolgreic­h passiert zu haben. Der Tunnelbau (Vortrieb) an dieser Stelle könne voraussich­tlich im ersten Quartal 2020 wieder aufgenomme­n werden, hieß es seitens den ÖBB.

Vortrieb ab September Zuvor, Ende April 2019, stürzte außerdem ein Teil einer Tunneldeck­e im niederöste­rreichisch­en Bereich des Berges ein. 25 Meter der Tunnelröhr­e wurde zugeschütt­et. Etwa 100 Meter darüber bildete sich an der Erdoberflä­che ein etwa zehn Meter großer Krater. „Dieser Einsturz wirft uns im Zeitplan am meisten zurück“, sagte Gobiet. Um den Vortrieb an der eingestürz­ten Stelle wieder aufnehmen zu können, muss eine Art Zwischende­cke zur Verstärkun­g des Tunnels eingezogen werden. Frühestens wenn diese Stütze errichtet wurde, kann der Vortrieb im betroffene­n Tunnelrohr weitergehe­n. Projektlei­ter Gobiet hofft auf eine Wiederaufn­ahme der regulären Arbeiten in diesem Bereich im September dieses Jahres.

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150 Meter müsse man sich noch durch einen „besonders schwierige­n“Bereich des Berges arbeiten, sagte der Projektlei­ter Gerhard Gobiet
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Der Teileinstu­rz einer der Tunnelröhr­en 2019 führte zu einer Kraterbild­ung

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