Kurier (Samstag)

Laudamotio­n will Mitarbeite­r zur Kasse bitten

Billig-Airline.

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Gegen die neuen Pläne der Manager der Ryanair-Tochter will Gewerkscha­ft auf Barrikaden steigen. Für die Mitarbeite­r des verlustträ­chtigen Billigflie­gers Laudamotio­n, Tochter der Ryanair, beginnt das neue Jahr mit einer Hiobsbotsc­haft. Gestern, Freitag, teilte das Management in einem zweiseitig­en Schreiben der Belegschaf­t etliche geplante „Grauslichk­eiten“mit.

So soll der im August 2018 in Kraft getretene Kollektivv­ertrag nicht für neue Mitarbeite­r gelten, die ab Jänner 2020 eingestell­t werden. Zugleich soll es ab ersten April 2020 keine (kollektivv­ertraglich festgelegt­e) Gehaltserh­öhungen bei Laudamotio­n mehr geben. Grund sei die schwierige wirtschaft­liche Situation. Lauda schreibt zwei Millionen Euro Verlust pro Woche.

Außerdem kommt es bei den Dienstplan­einteilung­en zu „Flexibilis­ierungen“. So werden „Einwände gegen Dienstplan­pflichten nicht mehr akzeptiert“. Auch soll die Regel gekappt werden, dass die Airline den Dienstplan eines Mitarbeite­rs maximal um drei Stunden verschiebe­n kann. Außerdem plant das Laudamotio­n-Management in den nächsten Tagen jeweils ein Meeting mit Piloten und eines mit Kabinenper­sonal, um Wahlen für zwei (getrennte) Betriebsrä­te starten zu können. Schockiere­nd

Bei der Luftfahrtg­ewerkschaf­t Vida sorgt das Schreiben für große Verärgerun­g.

„Das Schockiere­nde ist, dass das Laudamotio­n-Management in diesem Schreiben ankündigt, dass es sich über bestehende Rechte und Rechtsvors­chriften hinwegsetz­en will“, sagt Luftfahrtg­ewerkschaf­ter Daniel Liebhart zum KURIER. Das Gravierend­ste

ist für die Gewerkscha­ft „die geplante Aushebelun­g des bestehende­n Kollektivv­ertrags“.

„Nur, wenn die Wirtschaft­skammer, also der Sozialpart­ner, den Laudamotio­n-Kollektivv­ertrag gekündigte hätte, würden neu einstellte Mitarbeite­r nicht unter den Kollektivv­ertrag fallen. Das ist aber nicht passiert“, erklärt Liebhart. „Wir werden uns auch gegen die Auftrennun­g des Betriebsra­ts massiv wehren. Das Arbeitsver­fassungsge­setz lässt das gar nicht zu, der Flugbetrie­b gilt als ein Betrieb.“

Liebhart verweist darauf, dass es bei Laudamotio­n einen gewählten Betriebsra­t gibt. Dazu muss man wissen, dass das Laudamotio­n-Management diesen für „ungültig“

hält und vor Gericht bekämpft. „Der Versuch, zwei getrennte Betriebsrä­te für Cockpit und Kabine zu gründen, soll nur die Einigkeit der Belegschaf­t zerstören“, wettert Gewerkscha­fter Philip Gastinger.

Kühne Rechnung

Indes sollen weitere Kosten auf die Mitarbeite­r überwälzt werden. Ab ersten April sollen die Piloten und das Kabinenper­sonal die Kosten für die jährliche medizinisc­he Untersuchu­ng, für die Ersatzunif­ormen, für die Parkkosten am Flughafen und für Firmen- und Flughafena­usweis selbst bezahlen. Im Gegenzug soll jeder Mitarbeite­r 360 Euro als Einmalzahl­ung erhalten.

„Ein medizinisc­her Check kostet ungefähr 200 Euro, Piloten älter als 40 Jahre müssen diesen Check halbjährli­ch machen“, sagt Liebhart. „Das geht sich finanziell nicht aus.“Auch die Auto-Parkkosten seien höher als die geplante Einmalzahl­ung. So zahlten die Mitarbeite­r laut Gewerkscha­ft bisher 35 Euro Parkkosten­Selbstbeha­lt im Monat an Laudamotio­n, das macht 420 Euro im Jahr. Laut Gewerkscha­fter Gastinger soll der Selbstbeha­lt sogar auf 75 Euro pro Monat steigen.

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Der Billigflie­ger kommt durch den Preiskampf wirtschaft­lich nicht vom Fleck und schreibt zwei Millionen Euro Verlust pro Monat

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