Kunststoffe helfen Leben zu erhalten
Alleskönner. Flexibel, leicht und hochsteril: Kunststoff ist in vielen Bereichen des Lebens unverzichtbar geworden
Computer, Sonnenbrillen, Infusionsbeutel, Skiausrüstung, Funktionsbekleidung und Flugzeugteile haben nichts gemeinsam, oder? Doch! Sie sind komplett oder teilweise aus Kunststoffen hergestellt. Moderne Gesellschaften wären undenkbar ohne ihren Einsatz. Von lebensrettenden Produkten in der Medizin über Kabelisolierungen, die das Internet und sichere Stromführung erst ermöglichen, bis hin zu Leichtbauteilen in der Mobilität, die den Energieverbrauch senken. Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) erklärt: „Kunststoffe ermöglichen in vielen Wirtschaftsund Alltagsbereichen erst unser modernes Leben. Im letzten halben Jahrhundert haben sie sich in vielen Lebensbereichen als beste Materialalternative erwiesen. Wohlstand, Komfort und Gesundheit wie wir sie kennen, wären ohne sie nicht möglich. Auch für den Klimaschutz sind Kunststoffe wegen ihrer Leichtigkeit und ihrer vergleichsweise ressourcenschonenden Produktion ein Schlüsselmaterial.“
Heute gibt es weit mehr als 200 verschiedene Arten. Alle basieren auf sogenannten Polymeren, Molekülketten, die unterschiedlich zusammengesetzt werden können. Die Länge und Zusammensetzung variiert und bestimmt die Eigenschaften. Die einen zählen einige tausend Moleküle, die anderen mehr als eine Million.
Kunststoffe sind mittlerweile Hightech-Materialien, die immer häufiger Metalle, Glas, Holz oder Baumwolle ersetzen. Durch ihre flexibel gestaltbaren Eigenschaften können sie unterschiedlichsten Anforderungen gerecht und damit vielfältig eingesetzt werden. Fast überall im Alltag finden wir also den Werkstoff. Im Folgenden ein paar exemplarische Beispiele:
Kunststoffe wurden von Beginn an in der Elektro- und Elektronikindustrie eingesetzt. Sie sind leicht formbar, widerstandsfähig, flexibel und ideale Isolierstoffe. In einer Vielzahl von Anwendungen sind sie heute unverzichtbar. Vom einfachen Kabel bis zum Computer – entscheidende Teile aller modernen Geräte sind aus Kunststoff gefertigt.
Der Traum vom Fliegen ist heute ohne Kunststoffe schnell ausgeträumt. Das beweist schon ein Blick in den Innenraum eines Luftfahrzeugs. Der Einsatz von Kunststoffen macht Flugzeuge leichter, sicherer und schneller. Das gilt aber längst nicht mehr nur für den Innenraum. Auch Seiten- und Höhenleitwerk,
Flügelkasten, Ladeluken, Bug- und Landeklappen werden heute aus Verbundwerkstoffen hergestellt. Nicht nur eine verbesserte Aerodynamik, auch eine optimale strukturelle Festigkeit und Belastbarkeit sowie ein weitaus geringeres Gewicht werden so erreicht. Auch in der Raumfahrt werden Hochleistungskunststoffe eingesetzt, um Arbeit und Forschung von Astronauten trotz der widrigen Bedingungen im Weltall zu ermöglichen.
In der Medizin sind Kunststoffe allgegenwärtig und lebenswichtig. Aus Polymeren entstehen hauchdünne
Handschuhe ebenso wie Einmalspritzen, Sonden, Infusionsschläuche, Herzklappen, künstliche Hüftgelenke oder Kontaktlinsen. Kunststoffe helfen, Leben zu erhalten und lebenswerter zu machen. Künstliche Gliedmaßen unterstützen natürliche Körperfunktionen aufrecht zu erhalten und perfekt nachzuahmen. Moderne Technologien für Operationen und Gerätetechnik eröffnen neue Dimensionen des medizinischen Fortschritts. Wegen ihrer vielfältigen Materialeigenschaften werden Kunststoffe auch in Zukunft der modernen Medizin noch viele Impulse geben können.
Sport und Freizeit ohne Kunststoffe? Das war einmal. Heute schützt uns schon fast selbstverständlich Freizeitbekleidung aus polymeren Werkstoffen. Das fängt bei der (Funktions-) Unterwäsche an und hört bei der wasserdichten, atmungsaktiven Jacke mit
Kunststoff-Klimamembran noch lange nicht auf. Ähnlich ist es beim Sport. „Schneller, höher, weiter“heißt das Motto des Kunststoffmaterials. Es ermöglicht neue Rekorde, schützt vor Verletzungen und sorgt im Breitensport dafür, dass das Hobby Spaß macht. Selbst der Fußball, das „runde Leder“, hat schon längst einen mehrlagigen Kunststoff-Aufbau. Erst dadurch ist der Ball wirklich rund geworden. Er fliegt viel besser und schneller und saugt sich nicht mehr mit Wasser voll.
Wasser- und Stromleitungen, Haushaltsgeräte, der Fernseher oder die Waschmaschine: Ohne Kunststoffe wäre ein komfortables Wohnen
und die Lebensqualität, wie sie heute bei uns Standard ist, nicht möglich. Eine ganze Industrie
Die heimische Kunststoffindustrie ist mit rund 26.800 Beschäftigten ein wichtiger Wirtschaftsmotor, der neben der Wertschöpfung auch viele hochwertige Arbeitsplätze in Österreich bringt. Heimische Kunststofferzeuger und –verarbeiter setzten im Jahr 2018 Produkte im Wert von 8,25 Mrd. Euro ab. Mit jährlichen Forschungsausgaben von knapp 200 Mio. Euro gehört die Branche zu den forschungseifrigsten. Sie ist international ausgerichtet und exportiert etwa zwei Drittel ihrer Erzeugnisse.