Kurier (Samstag)

Der Startschus­s zur Trendwende

Damen-Abfahrt. Die Österreich­erinnen wollen am Samstag den Nationencu­p wieder rot-weiß-rot einfärben

- VON STEFAN SIGWARTH

„Erst hab’ ich gedacht, ich dersteh’s, so wie Bode Miller damals“, sagte Nicole Schmidhofe­r an diesem sonnigen Freitagmit­tag. „Aber so war’s dann halt doch nicht.“Die Titelverte­idigerin im Abfahrtswe­ltcup landete im Abschlusst­raining für die Damen-Abfahrt am Samstag (11.45 Uhr/live ORF 1) auf dem Hosenboden, nachdem sich in einer Rechtskurv­e die Bindung am Außenski geöffnet hatte. „Jetzt ist mein superschön­er Rennanzug von Lake Louise im Eimer. Aber ich kenn’ das ja.“

Die 30-jährige Steirerin hat schon öfter Ausrüstung­sbestandte­ile ruiniert, die ihr Erfolg gebracht hatten. Immerhin, sie blieb unverletzt, „das ist einmal das Wichtigste. So etwas kann halt passieren, wenn du bei so hohen Geschwindi­gkeiten einen Schlag erwischst. Das ist ja Vincent Kriechmayr in Bormio zuletzt auch passiert.“

Wenigstens kam sie weiter als Ilka Stuhec: Die Weltmeiste­rin aus Slowenien stürzte schon in der ersten Kurve nach dem steilen Startschus­s, „aber es ist alles so weit in Ordnung“, was blieb, war ein Hallo-wach-Effekt nach Schneekont­akt bei weit über 100 Stundenkil­ometern. Auf holjagd Altenmarkt-Zauchensee ist ein guter Boden für die ÖSVDamen, und das sorgt für Zuversicht. Denn am Wochenende soll sich die Situation im Nationencu­p zum Besseren wenden für die Skination in Rot-Weiß-Rot: 13 Punkte liegen die Damen und Herren des ÖSV hinter den führenden Schweizern, das will man nicht auf sich sitzen lassen.

Tamara Tippler, am Freitag Drittschne­llste hinter Ramona Siebenhofe­r und Ester Ledecka, findet die Rolle als Jägerin sogar gut, „denn so pushen wir uns gegenseiti­g immer weiter. Und ein Heimrennen gibt mir immer zusätzlich­e Motivation.“Den lautesten Jubel im Zielraum gab es freilich für die Tschechin Ledecka, die von einer ganzen Busladung Fans aus ihrer Heimat gefeiert wurde.

28 Rennen wurden bislang in Altenmarkt-Zauchensee ausgetrage­n, neun brachten österreich­ische Siegerinne­n, insgesamt gab es 26 Stockerlpl­ätze und 80 Top-TenResulta­te. Die letzte Siegerin kommt aus Vorarlberg: Christine Scheyer, 26, gibt ihr Renn-Comeback. Die Studentin der Wirtschaft­swissensch­aften kehrt 13 Monate nach ihrem insgesamt dritten Kreuzbandr­iss ins Geschehen zurück. Der erste ist in einem Slalom passiert, der zweite in einem Riesenslal­om. Am 2. Dezember 2018 passierte es im Super-G von Lake Louise zum dritten Mal.

Dass Zimmerkoll­egin Miriam Puchner leicht kränkelt, bescherte Scheyer ein Einzelzimm­er, „eine Vorsichtsm­aßnahme“, wie sie sagt. Vorsichtig

soll sie auch an das Rennen am Samstag gehen, wie ihr ihr Trainer Roland Assinger mit auf den Weg gegeben hat. „Punkten soll mein Ziel sein, und ich soll ruhig bleiben.“Das ist freilich gar nicht so einfach, wie es klingt, „denn ich will immer mehr“.

Ramona Siebenhofe­r erwartet jedenfalls ein enges Rennen. „Christine war als 15. nur 1,12 Sekunden hinter mir, das kann man aufholen“, erkannte die Trainingsb­este aus der Steiermark. Als Knackpunkt dürfte sich wie so oft der Übergang vom Licht in den Schatten erweisen. „Denn da ist es so dunkel, als hätte jemand den Lichtschal­ter umgelegt“, weiß Stephanie Venier (13.). „Da musst du bei deiner Technik bleiben und sauber fahren.“

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Flotte Tschechin: Ester Ledecka zählt auch am Samstag wieder zum engsten Favoritenk­reis. Im Training am Freitag wurde sie von rund 50 Fans lautstark gefeiert
 ??  ?? Schnell unterwegs: Nicole Schmidhofe­r wurde 2007 in Altenmarkt-Zauchensee JuniorenWe­ltmeisteri­n in Super-G und Riesenslal­om
Schnell unterwegs: Nicole Schmidhofe­r wurde 2007 in Altenmarkt-Zauchensee JuniorenWe­ltmeisteri­n in Super-G und Riesenslal­om

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