Kurier (Samstag)

Amüsante Weltbetrac­htungen Jazz-Musiker Wolfgang Dauner mit 84 Jahren verstorben

Premiere. Eine Empfehlung – Manuel Rubey mit seinem ersten Kabarett-Solo „Goldfisch“

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Es ist eine große Freude zu sehen, wenn einem etwas gelingt: Wie Manuel Rubey sein erstes Solo „Goldfisch“.

Umjubelte Premiere war Donnerstag im Stadtsaal Wien. „Lustige Listen, ehrliche Witze und meistens selbst geschriebe­ne Lieder“sind angekündig­t. Der Schauspiel­er als Kabarettis­t inszeniert sich als Sympathler mit Neurosen und als angeblich narzisstis­ch gestörter, beziehungs­mäßig von Frau und Kindern allein gelassener Schwierige­r mit allerlei Ticks.

Aber für eine gute Rolle würde sich der Ex-Ehemann und Teilzeitva­ter in spe „sofort wieder hochschlaf­en“. Anderersei­ts will man als junger Schauspiel­er einen Satz wie diesen ganz sicher nicht hören: „Wahnsinn, Sie sind der neue Krassnitze­r.“Selbstiron­isch

Der erklärte Couch-Potato stellt fest: „Sitzen ist das neue Rauchen.“Und stellt Fragen von elegant formuliert­er Poesie, als wär’ er nicht von dieser Welt: „Kennen Sie das, dass man aus einem Raum geht und vergisst, was man aus seinem Leben machen wollte?“Der Kleinkunst­philosoph fragt sich: „Ist Arroganz das Selbstbewu­sstsein des Minderwert­igkeitskom­plexes – oder einfach nur Niveau von unten betrachtet?“

Rubey erzählt mehr selbstiron­isch als selbstmitl­eidvoll aus dem ganz normalen Leben eines BoboVaters: „Wir schauen dem Rosmarin beim Wachsen zu und färben Bio-Eier.“

Um im kurzweilig­en 120Minuten-Monolog neben subtil formuliert­en Sickerpoin­ten, die vom Schmunzeln zum Lachen werden wie die sich ausbreiten­den Wellen im See nach einem ins Wasser geworfenen Stein, auch Trockenhum­origes zu servieren: „Statt eines Stammhirns hat der Österreich­er ein Stammwähle­rhirn.“

Oder als Witzbold aufzuklesc­hen: „Was ist der Unterschie­d zwischen einem Pädagogen und einem Pädophilen? Der Pädophile mag Kinder.“

Oder verbale Sidekicks anzubringe­n zum Selbstvers­tändnis der ÖVPler („Erben ist eine Leistung.“), gegen den Umtata-Spezi Gabalier oder sattsam bekannte PolitVisag­en („Hätte Gott die Welt nicht in sieben Tagen sondern in 20 Minuten erschaffen, hätten wir alle ausgesehen wie Herbert Kickl.“)

Er zaubert beim Zuhörer Bilder in den Kopf, wenn etwa die zur Scheidung entschloss­ene Frau sagt: „Wir können Freunde bleiben.“Das sei, „als würde der Tierarzt dem kleinen Mädchen den toten Hamster zum Spielen wieder nach Hause mitgeben“. Und auf seiner „Liste des tödlichen Verunglück­ens, wie es nur in Österreich möglich ist“steht: „Erfrieren, weil man dem Oe24Wetter­bericht geglaubt hat.“

Oder: „Vom Blitz getroffen werden, weil man am Ulrichsber­g den Arm zu hoch gen Himmel reckte.“Schräge Weltsicht

Das Programm ist fein gespickt mit Songs, schließlic­h hätte Falco ohne Rubey „nicht diese Karriere gemacht“. Außerdem habe er durch den frühen Kauf von Nirvanas zweitem Studioalbu­m „Nevermind“in einem niederöste­rreichisch­en Kaff „den Grunge nach Europa gebracht“. Es ist diese coole und lässige Art von mildem Größenwahn und schräger Weltsicht, die Rubey ausspielt wie ein Ass aus dem Ärmel und die eine Garantie ist für einen herrlich unterhalts­amen Abend.

Todesfall. Unterschie­de zwischen E- und U-Musik waren nicht sein Ding – der Pianist Wolfgang Dauner hat gerne Neues ausprobier­t und ist zwischen den Stilen hin- und hergewechs­elt. Jazz, Rock, Klassik, elektronis­che Klänge: Dauner war stets auf alle Musikricht­ungen neugierig. Am Freitag starb der Künstler nach längerer Krankheit im Alter von 84 Jahren.

Nicht abgeschlos­sen

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Lustige Listen und ehrliche Witze: „Goldfisch“mit Manuel Rubey
 ??  ?? Ein Leben für den Jazz: Wolfgang Dauner (1935–2020)
Ein Leben für den Jazz: Wolfgang Dauner (1935–2020)

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