Mehr Freiheit: Maskenpflicht gelockert, Lokale länger offen
Kein Mund-Nasen-Schutz mehr im Handel, Lösung für Grenzöffnung kommende Woche
Fünf Bundesländer sind inzwischen ohne neue Corona-Erkrankungen. Österreichweit liegen die Neuinfektionen unter 50 pro Tag. „Das sind gute Nachrichten. Wir können in die nächste Phase eintreten“, sagte Kanzler Sebastian Kurz bei der Regierungspressekonferenz am Freitagnachmittag.
Und die nächste Phase bedeutet weitere Lockerungen:
Ab 15. Juni wird die Maskenpflicht massiv reduziert. Nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln, im Gesundheitsbereich (Arzt, Spitäler, Apotheken) sowie bei Dienstleistern wie Friseuren, die den Abstand nicht einhalten können, herrscht weiterhin Maskenpflicht.
In der Gastronomie muss das Personal Mund-Nasen-Schutz tragen, nicht aber die Gäste. In der Schule und im Handel muss keine Maske mehr getragen werden.
Empfehlung statt Pflicht
Generell empfiehlt die Bundesregierung, weiterhin die Maske zu tragen, wenn man sich in Situationen befindet, in denen der Abstand nicht eingehalten werden kann.
Ab 15. Juni wird in der Gastronomie die Sperrstunde um 1 Uhr nachts sein, derzeit ist sie um 23 Uhr. Auch dürfen in Zukunft größere, zusammengehörende Gruppen gemeinsam ins Wirtshaus. Das erleichtert Hochzeiten und Begräbnisfeierlichkeiten. Aber der Tischabstand von mindestens einem Meter zwischen Gästen, die nichts miteinander zu tun haben, muss bleiben. Wirt und Gäste sollen in Eigenverantwortung die Gruppengrößen ausdiskutieren, sagte Kurz.
Der Kanzler warnt weiterhin eindringlich davor, die Situation zu verharmlosen. „Bitte unterliegen wir gemeinsam keinem Irrtum: Das
Virus ist nicht ausgelöscht. Wir haben es zwar geschafft, dass die Infektionszahlen schnell gesunken sind. Aber sie können auch schnell wieder ansteigen. Wir sollten nicht leichtsinnig werden.“
Sollten die Infektionszahlen wieder steigen, werde man zuerst in der betroffenen Region reagieren und regional die Maßnahmen wieder verschärfen. „Wenn Neuinfektionen über Regionen hinausgehen, wird es notwendig sein, bundesweit zu reagieren“, sagt Kurz.
Grundregeln bleiben
Die Grundregeln, so der Kanzler, gelten weiter: Abstand halten, Hände waschen, auf Händeschütteln und „andere Begrüßungsrituale“verzichten, Masken tragen, wo das Abstandhalten nicht möglich ist.
Vizekanzler Werner Kogler erklärte, die Lockerungen konnten schneller eingeführt werden, als die Regierung geglaubt habe. „Schau auf mich, schau auf dich“sei nicht nur ein Slogan gewesen, sondern sei gelebte Solidarität geworden.
Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober warnt: „Es ist noch nicht vorbei.“Eine zweite Welle wäre „verheerend“, aber man könne sie verhindern, „wenn wir alle konsequent weiter so handeln wie in den vergangenen Wochen“.
Absurdes in der Hochphase
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zog Bilanz aus der Corona-Hochphase: Es habe bis zu 60 Prozent weniger Verkehr gegeben, aber mit der „absurden Folgewirkung“, dass es zu illegalen Autorennen auf den Straßen kam.
Die Polizei werde nun vom verstärkten Corona-Einsatz wieder in den Normalbetrieb übergehen und am kommenden Wochenende den Pfingstverkehr überwachen.
Keine Rückreise-Quarantäne
Österreich wird Mitte Juni nicht nur zu einigen seiner Nachbarländer abgestimmt die Grenze öffnen.
Ab 15. Juni soll auch bei der Rückreise aus anderen Ländern, mit denen entsprechende Vereinbarungen getroffen wurden, eine Rückreise ohne 14-tägige Quarantäne möglich sein. Das gab Bundeskanzler Kurz am Freitag in der Pressekonferenz ebenfalls bekannt.
Mit Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz gibt es bereits Vereinbarungen. Hier soll es eine vollständige Grenzöffnung ohne Kontrollen ab Mitte Juni geben.
Man sei in guten Gesprächen mit den Nachbarstaaten, sagte Kurz. Mit fast allen gebe es bereits akkordierte Lösungen. Er betonte, dass die Situation in Italien am schwierigsten sei. Man sei aber bestrebt, zeitnah Lösungen zu finden. „Details werden wir nicht vor Mittwoch bekannt geben können“, sagte Kurz.
Bildungsminister Heinz Faßmann gibt heute Lockerungen in den Schulen bekannt (siehe Seite 4).