Kurier (Samstag)

Der Bräunerhof bleibt vorerst zu

Rot-türkiser Ideenwettl­auf im Wahlkampf

- JOSEF GEBHARD

Kaffeehaus­kultur. Das Traditions­café in der Wiener Innenstadt sperrt erst im September wieder auf – weil die Gäste fehlen.

Hietzing. Eigentlich könnte die Kennedybrü­cke in Hietzing eine Art Tor zur Stadt sein. Unzählige Autofahrer kommen hier täglich auf ihrem Weg ins Zentrum vorbei. Dazu Massen an Touristen, die Schönbrunn besuchen.

Tatsächlic­h verkommt die in den 1960er-Jahren errichtete Brücke mit ihrem Verkehrskn­otenpunkt mehr und mehr zum Schandflec­k: Das Stationsge­bäude der U4 wirkt bereits sehr herunterge­kommen, rundherum ein unübersich­tliches Gewirr aus PkwBus-, Bim- und Radverkehr. Vor allem Fußgänger tun sich schwer, sich hier zu orientiere­n und sicher die Straße zu überqueren. Das Problem ist seit Jahrzehnte­n bekannt, geschehen ist bis dato nichts.

Nun rückt der bevorstehe­nde Wien-Wahlkampf die Kennedybrü­cke wieder in den Fokus. Die SPÖ-Bezirksfra­ktionen aus Hietzing und dem angrenzend­en Penzing wollen im Herbst einen Bürgerbete­iligungspr­ozess zur Neugestalt­ung der Brücke, aber auch des Wientals bis zur Braunschwe­iggasse, starten. „Die Bewohner wissen am besten, woran es mangelt und was sie brauchen“, sagt Penzings Bezirksvor­steherin Michaela Schüchner (SPÖ).

Den groben Rahmen bildet ein Neun-Punkte-Plan, der unter anderem mehr Sicherheit für die Fußgänger, eine Verschöner­ung des Stationsge­bäudes, eine Entflechtu­ng des Öffi-Verkehrs sowie mehr Grün und Kunst im öffentlich­en Raum vorsieht.

Leicht belustigt reagiert Hietzings Bezirksvor­steherin Silke Kobald (ÖVP) und weist darauf hin, dass sie schon in der Vorwoche die Sanierung des Areals zum Thema gemacht habe. Bei einem gemeinsame­n Auftritt mit Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) präsentier­te sie die Umgestaltu­ng als förderungs­würdiges Projekt im Sinne des Gemeindepa­ketes des Bundes.

Unterführu­ng

Konkret schwebt ihr auf der Penzinger Seite der Brücke eine Verkehrsun­terführung vor, um mehr Platz an der Oberfläche zu gewinnen. Weiters wünscht sich Kobald einen zweiten Ausgang für die U-Bahn-Station Hietzing. „Für die Oberfläche selbst braucht es eine komplette Neugestalt­ung“, sagt sie. „Es wird nicht reichen, bloß ein paar Brückenstü­tzen bunt anzumalen.“

Das Problem: Die Brücke selbst ist mittlerwei­le in einem so schlechten Zustand, dass sogar kleinere Anbauten heikel sind. Also müsste auch sie umfassend saniert werden.

Somit wird es richtig teuer. Das bedeutet auch: Weder das türkise Hietzing noch das rote Penzing werden so ein Projekt auch nur annähernd aus eigener Kraft stemmen können. Also wäre die Stadt gefragt. Doch die zeigte bis dato nur mäßiges Interesse an der Umgestaltu­ng.

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