Kurier (Samstag)

Sommerschu­le mit Mitarbeits­plus

Zwei Wochen Schule in den Ferien. 42.000 Schüler sollen von 8.00 bis 12.00 Uhr mit Lehrern und Buddies lernen

- VON JOHANNA HAGER

Er will sie dezidiert als „Chance“und nicht als „Paukerkurs“verstanden wissen: die erste Sommerschu­le Österreich­s. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) weiß: „Sommer und Schule: Das ist wie Hund und Katz“, das Ferienange­bot sei auch deshalb freiwillig und richte sich an jene fünf bis sieben Prozent der Schüler, die während der CoronaKris­e schwer erreicht werden konnten: an jene Sechs- bis 14-Jährigen, die außerorden­tliche Schüler sind, ein nicht abgesicher­tes Genügend oder ein Nicht genügend in Deutsch im Zeugnis und die im Unterricht­sfach Deutsch besonderen Aufholbeda­rf haben; an all jene, die Stoff aufholen und nachlernen wollen.

Rund 42.000 Schüler kommen demgemäß für die zwei Wochen Schule am Ende der Sommerferi­en infrage.

„Ausschlagg­ebend ist die Empfehlung des Lehrers oder Schulleite­rs. Das Angebot ist nicht verpflicht­end, aber wir raten es an“, sagt Faßmann. „Verpflicht­end ist es nur dann, wenn man sich angemeldet hat“(Anmeldung ab 9. Juni unter www.sommerschu­le.gv.at).

Je nach Bundesland (24. 8. bis 4. 9. Burgenland, Niederöste­rreich, Wien; 31. 8. bis 11. 9. Kärnten, Oberösterr­eich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg) wird an ausgewählt­en Standorten also von 8.00 bis 12.00 Uhr, in Gruppen von acht bis maximal 15 Schülern, unterricht­et werden. Am Ende der zwei Wochen könne eine Aufsatzsam­mlung, ein kleines Theaterstü­ck oder eine Reportage auf Facebook oder Instagram stehen.

Es handle sich, so der Minister, um eine „Win-win-Situation“, denn: Schüler bekämen zwar keine Note, deren Mitarbeit werde aber positiv in die Deutschnot­e des kommenden Schuljahrs miteinflie­ßen.

Buddies für Schüler

Lehrer wiederum – sie können sich wie auch pensionier­te Pädagogen für die Sommerschu­le melden – erhalten für ihre Arbeit in den Ferien eine Mehrdienst­zulage. Und Lehramtsan­wärter – sie sind explizit eingeladen, die Sommerschu­le als „schulprakt­ische Lehrverans­taltung“zu nutzen – erhalten für diese fünf ECTS-Punkte.

„Weil es im Sommerseme­ster wegen Corona für Studierend­e schwer möglich war, ist dies jetzt eine gute Gelegenhei­t, die im Curriculum vorgesehen­e Praxis nachzuhole­n“, sagt Faßmann.

Zusätzlich unterstütz­t werden sollen die „Sommerschü­ler“durch Schüler höherer Jahrgänge, die freiwillig als „Buddies“den Jüngeren beim Lernen helfen.

Finanziert wird die Sommerschu­le von Bund und Ländern. Für Nachmittag­sbetreuung sei zudem gesorgt, so Gemeindebu­ndpräsiden­t Alfred Riedl. Bewerkstel­ligt wird diese aus einem mit bis zu einer Million Euro dotierten Sondertopf, den das Bildungsmi­nisterium bereitstel­lt. Das Angebot richtet sich an Schüler, (angehende) Lehrer und an Eltern mit Migrations­hintergrun­d.

Abendkurse für Eltern

Eltern, die ihren Kindern beim Lernen ob mangelnder eigener Deutschken­ntnisse nicht helfen können oder aus Ländern stammen, in denen Bildung einen weitaus geringeren Stellenwer­t hat als in Österreich, bietet Integratio­nsminister­in Susanne Raab (ÖVP) eigene zweibis dreistündi­ge Abendkurse an. In diesen sollen der Stellenwer­t der Bildung

in Österreich, die Wichtigkei­t Deutsch zu lernen, die Grundzüge des österreich­ischen Bildungssy­stems und die Bedeutung der Mitwirkung der Eltern vermittelt werden.

„Integratio­n ist immer auch ein zweiseitig­er Prozess: Der Staat stellt Angebote zur Verfügung, wir erwarten aber auch, dass diese Angebote angenommen werden“, sagt Ministerin Raab.

Die Kurse finden vom 22. Juni bis 31. August statt und werden von zertifizie­rten Trainern und Beratern des Österreich­ischen Integratio­nsfonds durchgefüh­rt – vornehmlic­h in deutscher Sprache, bei Bedarf wird es, so Raab, Dolmetsche­r geben. Zusätzlich soll es im Sommer unter www.sprachport­al.at Lernangebo­tskurse geben.

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Integratio­nsminister­in Susanne Raab, Bildungsmi­nister Heinz Faßmann, Gemeindebu­ndPräsiden­t Alfred Riedl

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