Mit der Seilbahn zur SCS
Die von Ulli Sima angestoßene Straßenbahn-Debatte lässt einen 20 Jahre alten Verkehrsplan wieder aufleben: Der Cable Liner könnte Wien und Niederösterreich verbinden
Dass sich Wiens SPÖ-Stadträtin Ulli Sima für die Verlängerung der Straßenbahn nach Niederösterreich starkmacht, hat speziell im Süden von Wien die Debatte über den Pendlerverkehr wieder einmal angeheizt.
Mödlings Bürgermeister Hans Stefan Hintner, Nationalratsabgeordneter der ÖVP, will dazu ein altes Projekt aufleben lassen. Den Cable Liner, der die Wiener U-Bahnstation Siebenhirten mit den Gemeinden Perchtoldsdorf und Brunn am Gebirge verbinden und schließlich im Bereich der Shopping City Süd in die Badner Bahn münden soll. Hintner: „Das ist kostengünstiger als eine Straßenbahn.“
Das Projekt war ja schon einmal auf Schiene. Im Jahr 2000 verkündete Hintner in einer Aussendung, dass der Realisierung des Cable Liners – eine Art Standseilbahn auf Schienen – nichts mehr im Wege stehe. Er beschrieb dabei den Cable Line als besonders attraktives Verkehrsmittel für Kurzstrecken bis fünf Kilometer, wobei 30 Personen pro Waggon befördert werden könnten. Und er warf den Cable Liner gegen die mittlerweile in der Schublade verschwundenen Pläne einer U-Bahn-Verlängerung nach Brunn und Perchtoldsdorf in die Waagschale.
Viele Berufspendler
Es gab damals sogar einen hochoffiziellen Spatenstich mit Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll. Gescheitert ist das Ganze schließlich an der Shopping City Süd, die im letzten Moment ihre Zusage zur Mitfinanzierung zurückgezogen hatte. Womit das gesamte Projekt trotz eines positiven Bescheids des Verkehrsministeriums vorerst gestorben war. Bürgermeister Hintner: „Warum das damals nicht weiterverfolgt worden ist, verstehe ich bis heute nicht.“Dabei gehe es Hintner weniger um die SCS als um den starken Berufspendlerverkehr in diesem Gebiet, der von Brunn und Perchtoldsdorf nach Wien aber auch von der Bundeshauptstadt in das Industriezentrum Süd verläuft. Noch dazu würde mit der Firma Doppelmayr, die solche Cable Liner auf der ganzen Welt errichte, österreichische Technologie bei diesem Verkehrsprojekt zum Einsatz kommen.
Der Plan einer verlängerten Straßenbahn nach Perchtoldsdorf stößt in dieser Gemeinde nicht nur auf Gegenliebe. So hat sich eine Anrainerinitiative gegen die Aktivierung der alten Trasse ausgesprochen, weil diese in einigen Abschnitten eng an Wohnungen und Kinderspielplätzen vorbei führe. Ein regelmäßiger Personenverkehr würde deswegen die Lebensqualität in diesen Wohngegenden extrem verschlechtern, heißt es in einem Schreiben der Initiative. Auf der anderen Seite hatten die Grünen in Perchtoldsdorf die Reaktivierung aktiv gefordert.
Auf der angesprochenen ehemaligen Trasse im Süden von Wien war nach dem Krieg die Straßenbahnlinie 360 unterwegs gewesen, die eingleisig von Rodaun über Perchtoldsdorf, Brunn und Maria Enzersdorf bis nach Mödling geführt hatte. Im Jahr 1967 wurde sie aus Kostengründen stillgelegt.