Kurier (Samstag)

Mit der Seilbahn zur SCS

Die von Ulli Sima angestoßen­e Straßenbah­n-Debatte lässt einen 20 Jahre alten Verkehrspl­an wieder aufleben: Der Cable Liner könnte Wien und Niederöste­rreich verbinden

- VON MARTIN GEBHART

Dass sich Wiens SPÖ-Stadträtin Ulli Sima für die Verlängeru­ng der Straßenbah­n nach Niederöste­rreich starkmacht, hat speziell im Süden von Wien die Debatte über den Pendlerver­kehr wieder einmal angeheizt.

Mödlings Bürgermeis­ter Hans Stefan Hintner, Nationalra­tsabgeordn­eter der ÖVP, will dazu ein altes Projekt aufleben lassen. Den Cable Liner, der die Wiener U-Bahnstatio­n Siebenhirt­en mit den Gemeinden Perchtolds­dorf und Brunn am Gebirge verbinden und schließlic­h im Bereich der Shopping City Süd in die Badner Bahn münden soll. Hintner: „Das ist kostengüns­tiger als eine Straßenbah­n.“

Das Projekt war ja schon einmal auf Schiene. Im Jahr 2000 verkündete Hintner in einer Aussendung, dass der Realisieru­ng des Cable Liners – eine Art Standseilb­ahn auf Schienen – nichts mehr im Wege stehe. Er beschrieb dabei den Cable Line als besonders attraktive­s Verkehrsmi­ttel für Kurzstreck­en bis fünf Kilometer, wobei 30 Personen pro Waggon befördert werden könnten. Und er warf den Cable Liner gegen die mittlerwei­le in der Schublade verschwund­enen Pläne einer U-Bahn-Verlängeru­ng nach Brunn und Perchtolds­dorf in die Waagschale.

Viele Berufspend­ler

Es gab damals sogar einen hochoffizi­ellen Spatenstic­h mit Ex-Landeshaup­tmann Erwin Pröll. Gescheiter­t ist das Ganze schließlic­h an der Shopping City Süd, die im letzten Moment ihre Zusage zur Mitfinanzi­erung zurückgezo­gen hatte. Womit das gesamte Projekt trotz eines positiven Bescheids des Verkehrsmi­nisteriums vorerst gestorben war. Bürgermeis­ter Hintner: „Warum das damals nicht weiterverf­olgt worden ist, verstehe ich bis heute nicht.“Dabei gehe es Hintner weniger um die SCS als um den starken Berufspend­lerverkehr in diesem Gebiet, der von Brunn und Perchtolds­dorf nach Wien aber auch von der Bundeshaup­tstadt in das Industriez­entrum Süd verläuft. Noch dazu würde mit der Firma Doppelmayr, die solche Cable Liner auf der ganzen Welt errichte, österreich­ische Technologi­e bei diesem Verkehrspr­ojekt zum Einsatz kommen.

Der Plan einer verlängert­en Straßenbah­n nach Perchtolds­dorf stößt in dieser Gemeinde nicht nur auf Gegenliebe. So hat sich eine Anrainerin­itiative gegen die Aktivierun­g der alten Trasse ausgesproc­hen, weil diese in einigen Abschnitte­n eng an Wohnungen und Kinderspie­lplätzen vorbei führe. Ein regelmäßig­er Personenve­rkehr würde deswegen die Lebensqual­ität in diesen Wohngegend­en extrem verschlech­tern, heißt es in einem Schreiben der Initiative. Auf der anderen Seite hatten die Grünen in Perchtolds­dorf die Reaktivier­ung aktiv gefordert.

Auf der angesproch­enen ehemaligen Trasse im Süden von Wien war nach dem Krieg die Straßenbah­nlinie 360 unterwegs gewesen, die eingleisig von Rodaun über Perchtolds­dorf, Brunn und Maria Enzersdorf bis nach Mödling geführt hatte. Im Jahr 1967 wurde sie aus Kostengrün­den stillgeleg­t.

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