Dem Traditionscafé in der Innenstadt fehlen die Gäste. Über den Sommer bleibt es zu. Andere haben ihre Öffnungszeiten verkürzt
50 Jahre lang hatte der Bräunerhof maximal ein paar Tage im Jahr zu. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass jetzt, wo er geschlossen ist, an manchen Tagen noch die Stammgäste an der Tür ins Café rütteln – und dann nur die Chefin vorfinden, die nach der Post sieht.
Denn das Altwiener Kaffeehaus in der Stallburggasse in der Innenstadt ist derzeit geschlossen. Und bleibt das über den Sommer auch. „Es ist traurig“, sagt Chefin Nicole Hostnik. „Aber es ist so.“
Als am 15. Mai alle Lokale – vom Beisl bis zum Haubenrestaurant – unter Sicherheitsvorkehrungen wieder hochfahren durften, hat Hostnik ihr Kaffeehaus gar nicht erst aufgesperrt.
Damit gesellt sich das Café Bräunerhof zu einer Reihe von Lokalen, die stark unter der Krise leiden – und auch Konsequenzen gezogen haben. Wie berichtet, hatten einige Gastronomen zunächst nicht alle ihre Lokale aufgesperrt. Das Szene-Lokal Figar etwa startete nur mit seinem Stammlokal im 7. Bezirk, auch die Wiener Gastronomen-Familien Huth, Plachutta und Figlmüller öffneten nicht gleich alle Lokale.
Man wartete ab, wie viele Gäste tatsächlich kommen.
Konsequenzen
Vor allem in der Innenstadt kämpfen die Gastronomen mit dem Mangel an Gästen. Dort fehlen die Touristen besonders, aber auch die Geschäftsleute, die vielfach noch im Homeoffice sind. Und manchen Stammgästen – vor allem jenen, die zur Risikogruppe gehören – sei die Verunsicherung noch anzumerken.
Viele Lokale waren deshalb gezwungen, zu reagieren. Das Café Museum am Karlsplatz musste nach wenigen Tagen wieder schließen. Das Café Diglas in der Wollzeile hat Mitte Mai seine Geschäftszeiten
geändert – und vorerst am Wochenende nicht mehr geöffnet. Jenes im Schottenstift hatte an den Pfingstfeiertagen zu.
Tote Innenstadt
„Die Innenstadt ist wie tot“, sagt die Chefin des Bräunerhofs. Nicht einmal Autos würden vorbeifahren. Und das wird im Sommer nicht besser. Dann sei die Stadt endgültig leer, viele würden in den heißen Sommermonaten aufs Land flüchten. „Im Juli und August geht niemand ins Kaffeehaus“, sagt Nicole Hostnik. Schon gar nicht in ihres, in dem es keinen nennenswerten Gastgarten gibt (drei Tische könnte sie auf den Gehsteig stellen) und in dem es im Sommer bis zu 35 Grad warm wird.
Der Bräunerhof sperrt daher erst am 1. September wieder auf. Leicht sei ihr die Entscheidung nicht gefallen, sagt Nicole Hostnik. „Aber wirtschaftlich gesehen ist es die richtige.“