Mehrjährige Haftstrafen für Paar, das einst Marx-Halle abfackelte
Das Verhältnis zum Vater war schon lange nicht mehr gut. „Es gab unschöne Dinge in der Vergangenheit“, sagt der Verteidiger der 22-jährigen Angeklagten. Dann drehte der Vater, ein Lokalbesitzer aus Hietzing, auch noch den Geldhahn zu. Und in der 22-Jährigen und ihrem gleichaltrigen Lebensgefährten reifte der Plan: den Vater überfallen und ihm Geld wegnehmen.
Denn Geld war bei dem Paar schon immer Mangelware. Die beiden sind arbeitslos – und sie haben zwei Millionen Euro Schulden. Das ist jener Schaden, der entstand, als das Paar im Jahr 2017 bei einer Geisterbeschwörung die Marx-Halle in Brand setzte. „Ein Versehen“, nennt das der Hauptangeklagte.
Eisenstange
Als dann auch noch die Delogierung aus der Wohnung bevorstand, begannen sie, den Vater auszuspionieren. Der Frühaufsteher hatte nämlich die Gewohnheit, die Monatseinnahmen in bar durch die Gegend zu führen.
Doch der Mann war kräftig. Eine Waffe musste her. Und so besorgte Aleksandar M. aus dem Baumarkt eine Eisenstange. Den Cousin engagierte er als Chauffeur.
Mitte Dezember 2019 um 4 Uhr Früh zogen sich die Männer Sturmhauben über und warteten darauf, dass das Opfer das Haus mit seiner Aktentasche verließ. Dann stürzten die beiden Männer auf ihn zu und prügelten mit der Eisenstange auf ihn ein. „Ich hatte Hemmungen beim Zuschlagen“, sagt Aleksandar M. am Freitag im Landesgericht für Strafsachen in Wien. „Ich bin ja kein Schlägertyp.“
Die Verletzungen allerdings waren enorm. Der Mann erlitt unter anderem einen Jochbein-Bruch und einen Bruch des Oberkiefers. Die Tochter beobachtete alles von einem Auto aus.
Versteck im Park
Dann entrissen die Männer ihrem Opfer den Geldkoffer mit fast 29.000 Euro. Die Eisenstange entsorgten sie im Bereich der Donaufähre, wo sie später von CobraTauchern geborgen wurde. Einen Großteil des Gelds vergruben sie in einem Park im 21. Bezirk.
Doch es dauerte lange, bis das Trio nicht ausgeforscht wurde: Das Opfer erkannte den Schwiegersohn trotz der Maskierung. „Eine unglaubliche Verrohung“, nennt den Vorfall selbst Rechtsanwalt Ernst Schillhammer, der den Schwiegersohn vertritt. Als „falsche Loyalität“bezeichnet es Rechtsanwalt Nikolaus Rast, der den Cousin des Haupttäters vertritt.
Für das Trio gab es mehrjährige Haftstrafen. Die Tochter fasste 6,5 Jahre Haft wegen schweren Raubes aus, ihr Lebensgefährte 7,5 Jahre und dessen Cousin 5,5 Jahre. Alle Beteiligten nahmen den Richterspruch an, das Urteil ist somit rechtskräftig.