Kurier (Samstag)

Salzburger Festspiele: Als Gage eine Lederhose

Anekdotisc­hes zum 100. Geburtstag Geschichte­n mit Geschichte

- GEORG MARKUS georg.markus@kurier.at VON INGRID TEUFL

Sie finden also statt, die Salzburger Festspiele 2020 – wenn auch coronabedi­ngt eingeschrä­nkt. Im 100. Jahr ihres Bestehens wird über das Festival noch viel zu lesen sein. Hier vorweg nur ein paar Anekdoten.

Während sich die Festspielk­ünstler heute internatio­naler Spitzengag­en erfreuen, kamen die Einnahmen der „Jedermann“-Vorstellun­gen im Gründungsj­ahr 1920 den Invaliden des Ersten Weltkriegs zugute. Die Schauspiel­er agierten damals praktisch kostenlos, Werner Krauß etwa, der den Tod spielte, bekam als Gage eine Lederhose.

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Bei den Festspiele­n 1960 sorgte eine „Watschenaf­färe“für Aufsehen: Ein Pressefoto­graf hatte Herbert von Karajan während einer Probe „angeblitzt“, worauf diesem „die Hand ausrutscht­e“. Die Aufregung war groß, das Festspielp­räsidium suchte nach einem diplomatis­chen Ausweg. Und fand diesen: Herr von Karajan habe den Fotografen „mit der Hand getroffen, als er den rechten Arm zum Schutze seiner lichtempfi­ndlichen Augen hochriss“.

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Als 1961 Gottfried Reinhardt beim „Jedermann“Regie führte, wurde ihm vorgeworfe­n, dass die Inszenieru­ng nicht im Sinne seines Vaters Max Reinhardt ausgefalle­n sei: Walther Reyer spielte die Titelrolle in einer modernen Version, die Kostüme kamen aus Hollywood, die Musik war von Ernst Krenek. Nach der Generalpro­be auf dem Domplatz fragte Heinrich Schweiger, der den Teufel spielte und mittels eines Trampolins auf die Bühne katapultie­rt wurde, einen alten Billeteur – der alle „Jedermänne­r“seit 1920 gesehen hatte – wie ihm die Vorstellun­g gefallen habe. „Sehr interessan­t, sehr interessan­t“, erklärte der theatererf­ahrende Kiebitz, und kam zu dem Schluss: „Nur der Dom stört!“

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Am 17. August 1972 sollte Josef Meinrad in der Festspielp­roduktion von Shakespear­es „Was ihr wollt“in der Rolle des Malvolio auftreten. Das Landesthea­ter war bis auf den letzten Platz gefüllt. Nur einer fehlte: Josef Meinrad.

Der Inspizient rief in der Wiener Wohnung des Publikumsl­ieblings an. Meinrad musste sich setzen, als er erfuhr, was los ist. „Um Gottes willen“, sagte der sonst so gewissenha­fte Ifflandrin­gträger, „ich hab ’s vergessen“. Meinrad selbst konnte nicht fassen, was ihm da passiert war. Das Publikum wurde nach Hause geschickt, die Vorstellun­g um 24 Stunden verschoben.

Der nächste Abend. Man überlegte, welche „Ausrede“den Besuchern für den Ausfall unterbreit­et werden sollte. Doch Meinrad weigerte sich, sagte vor Beginn der Vorstellun­g auf der Bühne ganz ehrlich: „Ich hab vergessen!“

Und was passierte dann? Wurde er ausgebuht? Stellte jemand eine Schadeners­atzforderu­ng? Musste er eine Konvention­alstrafe zahlen?

Nichts von alldem. Als Meinrad mit seiner kurzen Rede fertig war, setzte frenetisch­er Applaus ein. Eine Sympathiek­undgebung des Publikums für einen, den es liebte.

Offene Feuerstell­e in der mittelalte­rlichen Rauchkuchl. Oder höchst durchdacht­e Funktional­ität auf nur 6,5 Quadratmet­ern, wie sie die Wiener Architekti­n Margarethe Schütte-Lihotzky in ihrer legendären „Frankfurte­r Küche“der 1930er-Jahre konzipiert­e. Und dann großzügige, offene Wohn- sowie passgenaue Einbauküch­en: Die Kulturgesc­hichte der Küche sagt viel über die jeweilige Zeit aus. Der Lockdown scheint die Bedeutung dieses zentralen Raums jeder Wohnung wieder zu verändern.

Eine repräsenta­tive Umfrage des Linzer Marktforsc­hungsinsti­tuts „Market“zeigt: Die Renaissanc­e des Kochens, das viele während der erzwungene­n Zeit zu Hause neu entdeckten, bringt auch ein Revival der Küche mit sich. „Sie verändert ihre Funktion“, umreißt Meinungsfo­rscher Werner Beutelmeye­r. „Die Küche dient nicht mehr dem Versorgung­skochen, sondern man experiment­iert hier und entspannt sich. Die Küche wird zur Dockingsta­tion für die eigenen Batterien.“

Mehr Wertschätz­ung

Die veränderte­n Bedürfniss­e offenbaren die Bedeutung: Knapp die Hälfte (47 %) der 1.000 Befragten bezeichnet die Küche als den wichtigste­n Raum, noch weit vor dem Badezimmer und Kinderzimm­er. Die Studie zeigt auch die Wertschätz­ung: 43 Prozent planen, in den nächsten Jahren die Küche zu erneuern oder Teile davon zu ersetzen. 15 Prozent der Umbauwilli­gen wollen dies sogar noch heuer oder im nächsten Jahr angehen.

Die Wunschküch­e soll jedenfalls groß und hell sein und viel Stauraum bieten. Vor allem aber: „Die Tendenz zur Individual­isierung zeigt sich auch in der Küche“, betont Beutelmeye­r. Sie sei so etwas wie die Visitenkar­te des Bewohners, ein

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