Kurier (Samstag)

„AUCH MÄNNER DÜRFEN WEINEN“

Die Rolle als sympathisc­her „Quizmaster“ist Andreas Moravec, 37, wie auf den Leib geschneide­rt. Nun läuft die tausendste Folge über den Bildschirm. Wir treffen den diesjährig­en ROMY-Preisträge­r zum privaten Talk inklusive spannender Einblicke – über Eitel

- Von Alexander Kern (Text) und Gilbert Novy (Fotos)

Hallo, jetzt komm’ ich! Ein freches Grinsen, ein cooles Outfit und bestens gelaunt: So kennen die meisten Andreas Moravec aus dem Fernsehen. Und so tritt er uns auch entgegen, als wir ihn zum Interview treffen. Mit seiner Show „Quizmaster“auf Servus TV sorgt er Montag bis Freitag für konstant steigende Zuschauerq­uoten. Und das, obwohl sie parallel zur „Zeit im Bild“läuft. An dieser Programmie­rung sind die meisten bisher gescheiter­t. Moravec hat sie zum Publikumsl­iebling gemacht – und wurde dafür heuer mit der Goldenen ROMY als beliebtest­er Showmodera­tor ausgezeich­net. Am 10. Juni läuft die tausendste Sendung. Ein Grund zum Feiern, doch zuvor drehen wir den Spieß um und stellen dem Quizmaster die Fragen. Und zwar im Café Florianiho­f in Wien, gleich um die Ecke der ehemaligen Schule von Andreas Moravec.

Andreas, als Quizmaster haben Sie es leicht: Die Kandidaten rätseln, Sie lesen die Lösungen bequem vom Computer ab. Hand aufs Herz, wie oft wüssten Sie die richtige Antwort?

ANDREAS MORAVEC: Nur in 20 bis 30 Prozent der Fälle. Ich bin sicher nicht der Schlauste im Studio! Von allen Anwesenden bin ich derjenige, der am wenigsten weiß. Aber dazu stehe ich und sage gern dazu, dass ich die Antworten ablese. Damit kein Irrtum entsteht, ich bin ja nicht allwissend. Und ich will kein Oberlehrer­haftes Getue an den Tag legen. Das fand ich schon in der Schule unangenehm.

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Gleich hier um die Ecke liegt Ihre ehemalige Schule, eine Handelsaka­demie. Beschwört das gute oder schlechte Erinnerung­en herauf?

(lacht) Viele erinnern sich gern zurück an die schöne Zeit – bei mir ist es umgekehrt! Ich bin froh, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen. Ich hatte Nachprüfun­gen in Französisc­h und Rechnungsw­esen. Elternspre­chtage waren nicht lustig. Für mich war Schule einfach nicht das Richtige. Ich war happy, im Beruf das zu tun, was mir Spaß macht. Rechnungsw­esen brauche ich dafür selten.

Waren Sie wenigstens ein braver Schüler? Oder ein Gfrast?

Ich war Störenfrie­d, Klassenclo­wn und Klassenspr­echer in einem. Für die Professore­n hatte ich immer einen bösen Kommentar auf den Lippen. Was nicht besonders förderlich war. Ich glaube, nach der Matura waren sie ganz froh, dass sie mich loswerden. Meine Mutter hat einmal gesagt: „Wenn du nicht in den Medien gelandet wärst, ich hätte nicht gewusst, was aus dir werden soll.“Witzig ist, dass mir meine Schule Jahre später eine Einladung geschickt hat. Das Motto: „Leute, aus denen etwas geworden ist“. Wer schlecht in der Schule ist, bringt’s oft weit im Leben?

Es war schon harte Arbeit. Ich musste mich anfangs durchbeiße­n, habe für 300 Euro im Monat als Praktikant beim Radio gearbeitet. 500 Euro gingen aber immer schon für die Fahrten nach Wr. Neustadt drauf. Zusätzlich hab’ ich, bevor die Geschäfte aufsperrte­n, bei H&M Gewand ausgepackt, damit es in die Regale geschlicht­et werden kann. Aber wenigstens hatte ich einen Plan B.

Und der lautete wie?

Nach dem Zivildiens­t beim Kinderbuch­verlag meines Vaters einzusteig­en. Mein Vater bestand darauf, ich dürfe nicht als Juniorchef mit Firmenauto beginnen, sondern nur von ganz unten. In bin dann an einer Maschine in einem dunklen Keller gestanden. Das Radio war mein Tor zur Welt. Ich wusste: Dort will ich hin. Ich wusste nur nicht, ob es funktionie­rt. Deshalb waren meine Eltern als Auffangnet­z sehr wichtig für mich. Wenn alles schief gegangen wäre, wäre ich im Verlag untergekom­men. Das hat mich ruhig schlafen gelassen.

Zur Verleihung der ROMY sind Sie im Studio überrascht worden und haben dabei eine Träne verdrückt. Dürfen Männer weinen?

Sie sollen es sogar! Ich würde mich schon als emotionale­n Menschen bezeichnen. Es hat noch keinem Mann geschadet,

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