Pucher: 40 Mio. Euro für Fußball
40 Millionen Euro hat Martin Pucher in den SVM umgeleitet, ein Unternehmer soll geholfen haben
Commerzialbank. Das Einvernahme-Protokoll von Bank-Chef Pucher zeigt: Die Leidenschaft für den Fußball und seine Geldgeschenke für Unternehmer hätten Bank ruiniert.
„Stolz und Leidenschaft“heißt der deutsche Titel eines US-Abenteuerfilms aus den 1950er-Jahren, mit Cary Grant und Sophia Loren in den Hauptrollen.
Stolz und Leidenschaft haben auch zum Untergang der Commerzialbank Mattersburg geführt. Zumindest wenn man Ex-Bankvorstand Martin Pucher – der mit seiner Co-Vorständin Franziska K. in der Bank Regie führte – Glauben schenkt. Bei einer Einvernahme vor der Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) am 30. Juli, deren Protokoll dem KURIER vorliegt, hat der 64-jährige Bankgründer und Fußballnarr im Detail die Hintergründe der jahrelangen Bilanzfälschungen erläutert, die in der Nacht auf 15. Juli in die behördlich verfügte Schließung der Regionalbank mit neun Standorten im Bezirk Mattersburg mündeten.
Die Leidenschaft
Seit 1992 habe er „rund 40 Millionen Euro unrechtmäßig entnommen“, das Geld sei „zur Gänze an den SVM geflossen“, sagte Pucher den Oberstaatsanwälten. Der Fußballverein, den der gebürtige Mattersburger seit 1988 geführt und von der fünften in die erste Spielklasse geführt hat, war Puchers Lebenselixier. Beim SVM habe all die Jahre „nie wer gefragt, woher das Geld kommt“. Ein Steuerberater, den Pucher namentlich nennt, müsste es aber „wohl erkannt haben“.
Dass die mutmaßlichen Malversationen schon in seiner Zeit bei Raiffeisen begonnen hatten (Mitte der 1990erJahre trennte sich Pucher im Streit und gründete die Commerzialbank), war schon bekannt. Aber Pucher räumte vor der WKStA auch ein, dass es schon vor 1992 „ganz einzelne Fake-Kredite gegeben“habe – „höchstens“.
Die Fake-Kredite an fiktive Kunden, die von einer „Geschäftsbeziehung“zur Commerzialbank erst im Zuge der Ermittlungen erfahren haben, sollten verschleiern, dass Pucher
ihm vertraute Unternehmer aus der Region „durch Bargeldübergaben begünstigt“habe. Die Unternehmer, darunter ein Zimmerer und Vize-Aufsichtsratschef der Bank sowie ein Maler, hätten mit dem Geld „ihre notleidenden Betriebe“finanziert.
Der Stolz
Den Firmenchefs habe er gesagt, die Bank verdiene gut „und hilft dir“, wandelte Pucher auf Robin Hoods Spuren. Ob dabei alles mit rechten Dingen zugehe, habe ihn keiner der Beschenkten gefragt. So sollte vermieden werden, dass die Unternehmen pleite gehen und die Commerzialbank die Kredite abschreiben muss. Aber: „Ab Anfang der 2000er-Jahre war mir eigentlich bewusst, dass die Bank konkursreif ist, aber ich war zu stolz dazu, Konkurs anzumelden, und daher habe ich mit der Bilanzfälschung angefangen“, sprach Pucher Klartext. Er habe gehofft, durch die Verwertung von Patenten zur Energiegewinnung, die der Bank gehörten, den Schaden wettzumachen (der KURIER hat darüber berichtet).
Aus dem Umfeld des Zimmerers werden die Behauptungen Puchers zurückgewiesen: Er habe „nie Geld geschenkt bekommen“, und die Zimmerei sei nicht notleidend. Vielmehr habe er sich von seinem Freund aus
Kindertagen dazu instrumentalisieren lassen, quasi als Geldbote für verdecktes Sponsoring des SVM zu fungieren.
Die Mitwisser
Was Mitwisser betrifft, nennt Pucher ausdrücklich seine Vorstandskollegin K., neben Pucher derzeit die einzige Beschuldigte. „Die Verschleierungshandlungen wurden zur Gänze von Frau K. durchgeführt, ursprünglich in meinem Auftrag“. Er halte es für möglich, dass außerdem „zwei oder drei Leute“in der Bank Verdacht geschöpft haben. Einen hat Pucher rausgeworfen, die beiden anderen sind selbst gegangen. Pucher will vor der Schließung der Bank niemanden gewarnt haben, auch seine Töchter hätten ein Firmenkonto mit 800.000 Euro bei der Bank gehabt. Dieses Geld sei ebenso perdu wie sein eigenes.
Schlusssatz des von zwei Schlaganfällen gezeichneten Fußball-Zampanos und ExBankers: „Ich bin am Ende.“