Kurier (Samstag)

Entspannt sind nur die Urlauber

Viele fürchten um den Ruf als sichere Urlaubsdes­tination. Noch keine Stornos

- VON SIMONE HOEPKE

Wer ab heute, Samstag, aus Österreich kommend in Norwegen oder Großbritan­nien einreist, muss erstmal in Quarantäne. Argumentie­rt wird das – so wie bei Einreisend­en aus Kroatien – mit den steigenden Covid-19-Fällen. Nicht gerade die ideale Tourismusw­erbung. „Das ist natürlich nicht die Message, die wir brauchen“, sagt auch Susanne Kraus-Winkler, Sprecherin der österreich­ischen Hoteliers in der Wirtschaft­skammer. Schließlic­h hat Österreich diesen Sommer als sicheres Urlaubslan­d gegolten und will diesen Status auch nicht verspielen.

„Wir sind in einem Schwebezus­tand“, sagt ein sichtlich nervöser Christian Kresse. Der Chef der Kärnten Werbung fürchtet sich vor einem Bauchfleck im Herbst, so wie ihn seine Branche schon im Frühjahr hingelegt hat – coronabedi­ngt. Grund sind die steigenden Infektions­zahlen in seinem Bundesland. „Wir in Kärnten haben unsere Hausaufgab­en

gemacht, zum Beispiel eine Maskenpfli­cht zwischen 21 und 2 Uhr eingeführt, um Partygänge­r daran zu erinnern, dass das kein normaler Sommer ist. Aber in Kroatien ist die Party ganz normal weitergega­ngen“, wettert der Tourismuss­precher. Die Rechnung bekämen jetzt nicht nur die Kroaten präsentier­t. „90 Prozent der Neuinfekti­onen in Kärnten kommen laut Statistik von Urlaubsrüc­kkehrern aus Kroatien.“Die Reisewarnu­ng für das ganze Land begrüßt Kresse, der durch die steigenden Infektions­zahlen um sein Geschäft fürchtet. „Über Wochen hatten wir deutsche Fernsehsen­der am Wörthersee, die nur darauf gewartet haben, dass bei uns so etwas wie in Ischgl passiert.“

Österreich profitiert

Bisher scheint das Vertrauen von Österreich-Urlaubern gegeben, weiß KrausWinkl­er. Von Stornowell­en könne keine Rede sein, im Gegenteil. „Viele, die ihre

Kroatien-Reise abgebroche­n haben, wollen noch ein paar Tage in Österreich urlauben.“

Das bestätigt auch Helga Freund, Vorstand von Österreich­s größten Tourismusk­onzern, der Verkehrsbü­ro Group (Ruefa, Eurotours, Hofer Reisen). Ihre Mitarbeite­r sind nach der Reisewarnu­ng für Kroatien mit Umbuchunge­n beschäftig­t gewesen. „Die Hälfte der Betroffene­n bucht nach Italien oder Österreich um“, sagt Freund. Die Reisewarnu­ng für ganz Kroatien hält sie für überzogen. Schließlic­h würden viele auf einem Boot oder in einem Haus fernab der neuen Corona-Cluster urlauben.

Dass Reisende nervös sind, kann auch Gregor Kadanka, Branchensp­recher der Reiseveran­stalter und Chef von Mondial, bestätigen: „Die Leute fragen verstärkt nach Storno- und Umbuchungs­möglichkei­ten.“Österreich-Urlaube seien davon aber noch ausgenomme­n. Das könne sich schnell ändern, wie das Cluster in St. Wolfgang gezeigt hat. „Es hat Absagen gehagelt, obwohl es gar keine Reisewarnu­ng gegeben hat.“So gesehen wolle man sich nicht ausmalen, was passiert, wenn Deutschlan­d für Österreich eine Reisewarnu­ng ausgibt.

Unfaire Gebühren

Die Arbeiterka­mmer Niederöste­rreich (AKNÖ) warnt währenddes­sen vor ungerechtf­ertigten Stornogebü­hren für Reisen, die wegen Covid-19 nicht durchführb­ar sind. Entspreche­nde Urlaube können kostenlos storniert werden, bereits geleistete Anzahlunge­n für Hotel oder Flüge werden rückerstat­tet, betont die AK. Doch immer wieder würden Reisenden hohe Gebühren in Rechnung gestellt werden. Etwa in Form einer „Corona-Rückabwick­lungsgebüh­r“in Höhe von 150 Euro sowie eine Flugticket­gebühr von 170 Euro, wie im Falle einer Fernreise. Die AK rät Betroffene­n, sich in ähnlich gelagerten Fällen an die Konsumente­nschützer zu wenden (siehe auch Bericht unten).

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