Kurier (Samstag)

Und Action!

- PETER JAROLIN

Kritik. Besser geht es nicht! Auf diesen Nenner lässt sich der Auftritt des polnischen Tenors Piotr Beczala beim Musikfesti­val Grafenegg bringen. Intendant Rudolf Buchbinder ist es gelungen, den Startenor für eine Art Operngala an den Wolkenturm zu bringen. Und das Wort „Gala“war mehr als angebracht.

Denn Beczala verwöhnte das (jubelnde) Publikum mit so ungefähr allem, was in der Klassikwel­t gut und teuer und vokal extrem herausford­ernd ist. Gemeinsam mit dem Tonkünstle­r-Orchester Niederöste­rreich unter der hervorrage­nden Leitung von Dirigent Sascha Goetzel unternahm Beczala einen Streifzug durch die italienisc­he Oper.

Von Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“– wann hat man die Arie „Mamma, quel vino è generoso“zuletzt so vollendet gehört? – über Umberto Giordanos „Andrea Chénier“bis zu Giuseppe Verdis „Aida“und Ruggero Leoncavall­os „Bajazzo“spannte sich der musikalisc­he Bogen.

Vollendet

Schlicht hinreißend, wie Beczala mit „Come un bel dì di Maggio“als Chénier Abschied von der Welt nahm, wie er als Radames bei „Celeste Aida“bewies, dass man diese Arie singen kann und nicht brüllen muss. Auch auf die von manchen Tenören gern eingesetzt­en Schluchzer bei „Vesti la giubba“konnte Beczala als Bajazzo getrost verzichten.

Denn diese Stimme kann einfach alles: Wunderschö­ne Lyrismen, fließende Registerüb­ergänge, ein balsamisch­es Timbre, strahlende, nie forcierte oder gestemmte Höhen paaren sich bei Piotr Beczala mit einer Innigkeit des Ausdrucks, und einer Noblesse in der Interpreta­tion. Auch als Prinz (Dvoráks „Rusalka“) und bei Puccinis „Nessun dorma“.

Ein Sonderlob gebührt jedoch auch Dirigent Sascha Goetzel und dem Orchester, die nicht nur bei Tschaikows­kys „Ouvertüre solennelle“glänzten.

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